Für seine Überzeugungen eintreten, selbst, wenn es Repressalien bedeuten kann? Auch in Wuppertal haben Menschen unter der NS-Diktatur dafür sogar ihr Leben gelassen.
An sie zu erinnern, dafür sorgt Stephan Stracke vom Verein zur Erforschung sozialer Bewegungen im Wuppertal e.V. zusammen mit sieben weiteren Historikern. Sie organisieren Buchvorstellungen, Diskussionen und Gedenkfeiern für politisch und religiös Verfolgte und Widerstandskämpfer aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Die Auswirkungen auf deren Kinder spüre man noch heute. „Das Schlimme war, dass besonders die kleinen Kinder das Geschehene nicht verarbeiten konnten. Das politische Engagement der Eltern war immer mit einem totalen Schrecken verbunden, sodass viele der Kinder mit Politik später überhaupt nichts zu tun haben wollten“, so Stracke. Um überhaupt mit ihnen sprechen zu können, brauchte es großes Vertrauen. Im besten Falle haben sie als Kinder erlebt, wie die Gestapo oder die SA brutale Verhaftungen vornahm. Doch viele der Eltern kehrten auch nie zurück. Einige dieser inzwischen erwachsenen Kinder konnten sich mit dem Thema in Ansätzen versöhnen, in der Arbeit mit dem Verein.
Auf eine beinahe 20-jährige Geschichte blickt der Verein nun zurück. Viele Widerstandskämpfer konnten die Forscher während des Projekts selbst erleben und interviewen. Das geht heute fast nicht mehr, da die Zeitzeugen nach und nach versterben. „Ich denke, wir haben noch Schätze im Keller, die wir mit neuen digitalen Möglichkeiten in unsere Arbeit einbauen werden“, sagt Stracke. Zusätzlich zu dem Audio- und Videomaterial plant der Verein, gezielt mit den Folgegenerationen der Verfolgten und Inhaftierten zu arbeiten.
Stephan Stracke sieht Bildungsarbeit als zukünftige Herausforderung des Vereins, gerade vor dem Hintergrund des Erstarkens rechter Parteien. „Wir müssen uns jetzt etwas einfallen lassen. Wir haben die Entwicklung, die in anderen europäischen Nachbarländern schon länger passiert, mit Arbeit wie der unseren vielleicht ein bisschen gebremst“, so Stracke. Damit das auch weiterhin so bleibt, möchten sie unbequem bleiben, um die Schicksale derer präsent halten, die unter größtem Risiko für ihre Überzeugungen eingetreten sind.
Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: trailer-ruhr.de/thema und choices.de/thema
Aktiv im Thema
bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/138267/protest-und-beteiligung | Eine Sammelschrift zu Konzept und Praxis des zivilen Ungehorsams bei der Bundeszentrale für politische Bildung.
sea-shepherd.de | Die militanten Walschützer sind umstritten, die Ziele, für die sie eintreten, werden von vielen geteilt. Hier informieren sie über ihre Aktionen auf hoher See.
institut-fuer-menschenrechte.de | Für Menschenrechte einstehen – in vielen Ländern bedeutet das Gefahr für Leib und Leben. Das IfM setzt sich als unabhängige Stelle für Einhaltung und Förderung von Menschenrecht-Standards ein.
Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
Schreiben Sie uns unter meinung@engels-kultur.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Rollende Steine
Intro – Wort oder Waffe
Die Kunst des Illegalen
Politische Aktion auf Bühne und Straße
„Radikale Forderungen. Friedlicher Protest“
Menschenrechtsaktivistin Linda Poppe über legitimen Widerstand und den Hambacher Forst
Aktive Zivilgesellschaft
Deutschlands demokratische Gegenöffentlichkeit
Die Friedensförderer
Österreich unterstützt humanitäre Hilfe weltweit
Wenn Worte vergewaltigen
Macht und Ohnmacht der Jugendsprache
Ankommen auch im Beruf
Teil 1: Lokale Initiativen – Bildungsangebote für Geflüchtete und Zugewanderte bei der GESA
Ein neues Leben aufbauen
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Verein Mosaik Köln Mülheim e.V. arbeitet mit und für Geflüchtete
Bildung für Benachteiligte
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe in Bochum
Zivilcourage altert nicht
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Verein zur Erforschung der Sozialen Bewegungen im Wuppertal
Spenden ohne Umweg
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Netzwerk 2. Hand Köln organisiert Sachspenden vor Ort
Lebendige Denkmäler
Teil 3: Lokale Initiativen – Die Route Industriekultur als Brücke zwischen Gestern und Heute
Zusammen und gegeneinander
Teil 1: Lokale Initiativen – Spieletreffs in Wuppertal
Jenseits der Frauenrolle
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Spieldesignerin und Label-Gründerin Mel Taylor aus Köln
Immer in Bewegung
Teil 3: Lokale Initiativen – Sportangebote für Jugendliche im Open Space in Bochum
Verbunden über Grenzen
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertal und seine europäischen Partnerstädte
Zu Gast in Europas Hauptstadt
Teil 2: Lokale Initiativen – Die europäische Idee in Studium und Forschung an der Kölner Universität
Europa verstehen
Teil 3: Lokale Initiativen – Initiative Ruhrpott für Europa spricht mit Jugendlichen über Politik
Wasser für Generationen
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Wupperverband vernetzt Maßnahmen und Akteure für den Hochwasserschutz
Was keiner haben will
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Kölner Unternehmen Plastic Fischer entsorgt Plastik aus Flüssen
Korallensterben hautnah
Teil 3: Lokale Initiativen – Meeresschutz im Tierpark und Fossilium Bochum
Häusliche Gewalt ist nicht privat
Teil 1: Lokale Initiativen – Frauen helfen Frauen e.V. und das Wuppertaler Frauenhaus
Hilfe nach dem Schock
Teil 2: Lokale Initiativen – Opferschutz bei der Kölner Polizei
Orientierung im Hilfesystem
Teil 3: Lokale Initiativen – Die Opferschutzorganisation Weisser Ring in Bochum
Ein neues Zuhause
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Wuppertaler Tierschutzverein Pechpfoten