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Wolfgang Murnberger
Foto: Petro Domenigg/Filmstills.at

Anti-Heimatfilm

01. März 2009

Wolfgang Murnberger über "Der Knochenmann" - Gespräch zum Film 03/09

Wolfgang Murnberger, geboren 1960 in Wien, studierte Regie, Drehbuch und Schnitt an der Wiener Filmakademie. Bereits mit seinem Abschlussfilm „Himmel und Hölle“ feierte er 1991 Erfolge auf Festivals und im Kino. Es folgten zahlreiche Kino- und Fernsehfilme, „Der Knochenmann“ ist seine dritte Verfilmung eines Brenner-Romans von Wolf Haas.

engels: Herr Murnberger, die Brenner-Filme könnte man mit ambitionierteren Tatort-Folgen vergleichen. Worin liegt der Unterschied und speziell das Argument dafür, die Brenner-Verfilmungen nicht nur für das Fernsehen, sondern das Kino zu produzieren?
Wolfgang Murnberger: Ein gutes Indiz für mich ist, dass das Fernsehen in Österreich so etwas um 20.15 Uhr nicht sendet. Ich bin explizit in der Darstellung von Gewalt, vom Sterben, von der Sexualität - eigentlich von allem. Man kriegt fürs Kino außerdem ein etwas größeres Budget zusammen. Bestimmte Szenen meiner Filme müsste man in ein Drehbuch fürs Fernsehen gar nicht reinschreiben, weil es eh nicht finanzierbar wäre.

Kann man sagen, dass eine TV-Serie wie Peter Patzaks „Kottan ermittelt“ ein großer Einfluss für die Brenner-Reihe ist?
Mir gefallen eigentlich nur die frühen Folgen gut, später wurden die immer blöder, das ist schnell gealtert. Witzigerweise hat Peter Patzak Wolf Haas vorgeschlagen, aus dem Brenner eine Fernsehserie zu machen. Der hat das aber abgelehnt, weil er es lieber im Kino sehen wollte.

Die Story der Verfilmung von „Der Knochenmann“ weicht stark von der Romanvorlage ab. Was waren die Hintergründe für die starken Eingriffe?
Ich habe immer gedacht, dass man das nicht verfilmen kann, weil die Qualität der Romane im inneren Monolog vom Brenner liegt und der Kriminalfall nur das Gerüst ist. Im Kino braucht man aber einen stärkeren Plot. Ich wollte dann, dass Haas ein Original-Drehbuch für einen Brenner-Film schreibt. Der hat aber gesagt, dass doch schon so viel Material da ist. Er hat mir dann zugesichert, dass ich mit dem Stoff machen kann, was ich will.

Wieso wurden die Verfilmungen nicht chronologisch angegangen?
Wir wussten ja nicht, dass es mehrere Filme werden, und „Komm, süßer Tod“ erschien mir wegen des gelungenen Showdowns zunächst am naheliegendsten. Als der Film dann sehr erfolgreich war, wollten wir etwas anderes machen. Nach einer Kriminalkomödie wollten wir mit „Silentium“ eine bedrohlichere Thriller- Komödie machen. Beim „Knochenmann“ wollten wir den Brenner schließlich nach den Fällen in Wien und Salzburg aufs Land schicken, weil das neue Möglichkeiten bot. Da haben wir uns am weitesten vom Roman entfernt, weil der sehr unfilmisch ist. Wir haben uns dann entschieden, die Charaktere zu vertiefen und eine Liebesgeschichte für den Brenner einzubauen.

Woher kommt dieser für österreichische Filme wie „Immer nie am Meer“ oder die Brenner-Reihe so typische schwarzer Humor?
Ich weiß nicht, woher das kommt, aber ich liebe diesen schwarzen Humor wahnsinnig. In der Jugend hat mir schon Monty Python gefallen und später die Coen- Brüder. Gefällig sein mag ich nicht. Reine Genrefilme haben mich zum Beispiel nie interessiert, aber in so einen Film wie „Der Knochenmann“ Horrorelemente zu integrieren - das ist schon sehr reizvoll. In Österreich wurde „Der Knochenmann“ auch als ein Anti-Heimatfilm bezeichnet.

INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER

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