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Glückspfennig
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Aus der Krötenperspektive

30. Oktober 2019

Die Unsicherheit des Geldes

Mir wird vorgeworfen, ich regiere die Welt. Dabei regiere ich nichts. Ich werde regiert. Ich bin der Masochist in der sadistischen Finanzwelt. Ständig benutzen diese Schickimickis mich, um ihre Macht zu demonstrieren.

Gestern war es wieder so weit: Warren Buffet versuchte, mich in seine Brieftasche zu stopfen. Weil es dort aber zu voll war, purzelte ich kopfüber wieder hinaus und schoss auf den knallharten Boden. Meint ihr, es hätte eine Entschuldigung gegeben? Von wegen. Über Geld spricht man ja nicht. Da kann man es ruhig mal auf den Kopf hauen. Man hat ja genug Kröten.

Seitdem liege ich strampelnd als Schotter auf dem Schotter, und es wird über mich hinweggetrampelt. Von wegen „wer den Pfennig nicht ehrt.“ Während ich auf dem Asphalt liege, erspähe ich den Umriss eines Mannes, der mich hochhebt. „So viel Kohle finde ich selten! Bist du echt?“ fragt der Obdachlose mich. „Meinen Schmerzen nach zu urteilen: ja“, piepse ich in meinem Dämmer-Zustand. Jetzt bin ich also bei Siggi in der Jogginghosentasche und begleite ihn und seinen Kumpanen Atze als Knete ins Büdchen, wo ich unmittelbar in Alkohol umgetauscht werde. So abwechslungsreich sind mein Wohnsitz und mein Leben.

Zwischendurch wandere ich in diverse Schattenbanken und werde lieblos in Finanzoasen abgesetzt. Im Gegensatz zum Bälleparadies bei Ikea werde ich aber nicht wieder aus dem Småland abgeholt. Wie auch? Ich habe ja keine Eltern. Weil es in den Schattenbanken gar kein Sonnenlicht gibt, leide ich an Skorbut. „Oase“ klingt zwar himmlisch wie Cocktail am Pool mit Blick auf Palmen, ist aber in der Realität sehr trist. Anonym friste ich also mein deprimiertes Dasein in Luxemburg, wo einfach nichts geschieht, aber die Mächtigsten der Mächtigen mich benutzen, um ihre dämlichen Steuern zu hinterziehen. So habe ich auch schon mit Friedrich Merz den Black Rock erklommen. Immerhin. Es gibt mich als Asche und sogar in Form von Mäusen. Als Fake und in real. Ich werde nach Lust und Laune betatscht, beglotzt, gefuchst und durchleuchtet. Manchmal schießt man auch meinetwegen. Und: Wenn ich Pech habe, wirft man mich zum Fenster hinaus. Seit ich ständig nach meiner Echtheit gefragt werde, zermartert mich echte Existenzangst. Als Geldschein scheint alles scheinbar zu sein. Und weil Zeit Geld ist, sage ich jetzt mal „tschüss.“


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Rebecca Ramlow

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