Der Einstieg ins Berufsleben kann eine große Herausforderung darstellen, besonders für Menschen, die in einem anderen Land geboren wurden. Oft fehlen zu Beginn hilfreiche soziale Kontakte, erschweren Bürokratie und Sprachbarrieren die Orientierung oder im Herkunftsland erworbene Qualifikationen werden nicht anerkannt. Der Verein Migration und Arbeitswelt (Eigenschreibweise MA.i), gegründet im Jahr 2018, nimmt sich dieser Probleme an und setzt sich dafür ein, Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte den Einstieg in die hiesige Arbeitswelt zu erleichtern.
Den Gründer:innen sind solche Erfahrungen selbst bestens vertraut, da sie selbst migriert sind oder als Kinder eingewanderter Eltern in Deutschland geboren wurden. Entstanden ist der Verein aus einer Initiative heraus, als im Jahr 2015 besonders viele Geflüchtete nach Deutschland kamen. Der Verein wuchs und die ehrenamtlichen Arbeit nahm bald professionelle Züge an. MA.i bietet eigene Hilfsprogramme an, lädt zu Veranstaltungen ein, nimmt als Aussteller an Jobmessen teil und wird für Vorträge angefragt.
Auf Unternehmen zugehen
In Zusammenarbeit mit einem interdisziplinären Netzwerk bietet das mehrsprachige Team interkulturelle und inklusive Konzepte für verschiedene Gruppen. Im Vordergrund stehe, den Menschen mit Migrationshintergrund dabei zu helfen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, erklärt Canan Uluğ, Mitgründerin und Vorstandsvorsitzende. Ebenso wende sich das Angebot an Unternehmen, Personalverantwortliche und Jobcenter. Die seien für die entsprechende Zielgruppe zu sensibilisieren, um in Unternehmen eine Willkommenskultur zu etablieren. „Diversity Management ist der Oberbegriff“, fügt Uluğ hinzu. Darüber hinaus spricht das Programm auch Verwaltungenvon Bund, Ländern und Kommunen an. „Innerhalb dieser vier, fünf Jahre haben wir uns schon auch einen guten Namen hier in der Region gemacht, sind bekannt bei vielen Akteuren“.
Hochqualifizierte Frauen
MA.i wird hauptsächlich durch Fördermittel finanziert, so werden die acht Festangestellten über projektbezogene Finanzierung bezahlt. Das Förderprogramm „IQ – Integration durch Qualifizierung“ zum Beispiel befasst sich mit der Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationshintergrund, das Projekt „IQ Beratungsstelle: Anerkennung und Qualifizierung Region Köln” bietet kostenlose Beratungen zur Anerkennung von ausländischen Abschlüssen und Hilfe bei der Antragstellung. Beteiligt sind auch die Agentur für Arbeit Köln, das Jobcenter Köln sowie Partner:innen des IQ Netzwerkes. Das Projekt „Let’s go – Migrantinnen fit für die Arbeitswelt”, das in einem Kölner Verbund aus sechs Trägern gestaltet wird, richtet sich hingegen gezielt an Frauen und stellt laut Canan Uluğ einen wichtigen Schwerpunkt dar: „Wenn man von Fachkräften spricht, dann ist das immer so männlich assoziiert, dabei haben wir sehr viele motivierte, hochqualifizierte Frauen hier aus dem Ausland, die eigentlich nur darauf warten, dass sie hier in ihren Jobs arbeiten können“.
Uluğ betont die Notwendigkeit, Klischees aufzubrechen – etwa dass diese Menschen nur hier seien, um Sozialleistungen zu kassieren oder dass Frauen aus Drittstaaten sowieso nicht arbeiten dürften. Sie plädiert dafür, verschiedene Sprachen und Arbeitsweisen als Bereicherung für ein Team zu sehen und Vielfalt wertzuschätzen – gerade jetzt bei einem Rechtsruck in der Gesellschaft: „Ich denke, wir sind alle dazu angehalten, gesellschaftlich dazu beizutragen, für unsere Demokratie aufzustehen und einzustehen“.
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Gefahrenzulage
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Teil 3: Leitartikel – Die Reichsten tragen hierzulande besonders wenig zum Gemeinwohl bei
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Zivilcourage altert nicht
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Verein zur Erforschung der Sozialen Bewegungen im Wuppertal
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Teil 2: Lokale Initiativen – Das Netzwerk 2. Hand Köln organisiert Sachspenden vor Ort
Lebendige Denkmäler
Teil 3: Lokale Initiativen – Die Route Industriekultur als Brücke zwischen Gestern und Heute
Zusammen und gegeneinander
Teil 1: Lokale Initiativen – Spieletreffs in Wuppertal
Jenseits der Frauenrolle
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Spieldesignerin und Label-Gründerin Mel Taylor aus Köln
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Teil 3: Lokale Initiativen – Sportangebote für Jugendliche im Open Space in Bochum
Verbunden über Grenzen
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertal und seine europäischen Partnerstädte
Zu Gast in Europas Hauptstadt
Teil 2: Lokale Initiativen – Die europäische Idee in Studium und Forschung an der Kölner Universität
Europa verstehen
Teil 3: Lokale Initiativen – Initiative Ruhrpott für Europa spricht mit Jugendlichen über Politik
Wasser für Generationen
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Wupperverband vernetzt Maßnahmen und Akteure für den Hochwasserschutz
Was keiner haben will
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Kölner Unternehmen Plastic Fischer entsorgt Plastik aus Flüssen
Korallensterben hautnah
Teil 3: Lokale Initiativen – Meeresschutz im Tierpark und Fossilium Bochum
Häusliche Gewalt ist nicht privat
Teil 1: Lokale Initiativen – Frauen helfen Frauen e.V. und das Wuppertaler Frauenhaus
Hilfe nach dem Schock
Teil 2: Lokale Initiativen – Opferschutz bei der Kölner Polizei