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Apathie und Hass: „Sabrina“
Bild: Nick Drnaso / Blumenbar

Die Verdammten dieser Erde

26. Februar 2020

Misanthropen, Asoziale und neurotische Superhelden – ComicKultur 02/20

Posy Simmonds hat mit einer eigenen Form aus Fließtextpassagen und Comic-Panels bereits die zwei erfolgreichen Frauen-Porträts „Tamara Drewe“ und „Gemma Bovery“, die eher von dem Mängelwesen Mann handeln, realisiert (beide verfilmt). Ihr neues Buch „Cassandra Darke“ reiht sich dort ein, nur ist die Hauptfigur kein junges hübsches Mädchen, sondern eine alte misanthrope Galeristin, die darüber stolpert, in ihrer Arroganz ihre Kunden zu betrügen. Ein sehr genaues Psychogramm, aber auch ein detailliertes Gesellschaftsporträt und nicht zuletzt ein spannender Krimi (Reprodukt). Auch Nick Drnasos „Sabrina“ ist ein Gesellschaftsporträt. Als die Titelfigur spurlos verschwindet, nistet sich ihr Freund bei einem alten, in Trennung lebenden Kumpel ein – und in seiner Depression. Soziale Ödnis trifft nun auf medialen Irrsinn. In schlichten, gedeckten, fast schematischen Zeichnungen entsteht eine wort- und gefühlskarge Welt zwischen Verzweiflung, Hass und blankem Horror (Blumenbar).

Mit „Age of Doom – Buch 2“ hat Jeff Lemire den Hauptstrang seiner „Black Hammer“-Serie abgeschlossen. Zusammen mit den Zeichnern Dean Ormston und Rich Tommaso vollendet er damit ein hoch psychologisches, existentialistisches Superhelden-Epos, das tief emotional berührt, aber auch die Action nicht missen lässt. Weitere Spin-Offs und Add-ons kündigen sich allerdings schon an … (Splitter). Bereits in den 00er-Jahren hat der Musiker und Autor Gerard Way mit dem Zeichner Gabriel Ba das Superhelden-Thema emotionalisiert. Zwei Bände von „The Umbrella Academy“ erschienen 2007 und 2008, erst jetzt – inzwischen gibt es eine Serie auf Netflix – folgt der dritte Band „Hotel Oblivion“ um die ‚Superkinder‘ eines verrückten Wissenschaftlers, die mal wieder die Welt retten, aber vor allem ihre eigenen psychischen Defekte in den Griff bekommen müssen. Nicht nur grafisch tollkühn (Cross Cult). Bekannt ist er vor allem für sein Lebenswerk „Didi & Stulle“ – Fil‘s „Stups & Krümel – Mega Sammelband“ versammelt nun einige Kleinstveröffentlichungen der 90er Jahre und präsentiert auch neues Material des ungleichen, in Hassliebe verbundenen Paars. Fil-Humor fom feinsten (Reprodukt).

Christian Meyer-Pröpstl

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