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Frieder Wittich beim Dreh
Foto: Claussen+Wöbke+Putz

Ein Bauchgefühl

01. Januar 2010

Frieder Wittich über „13 Semester“ - Gespräch zum Film 01/10

Frieder Wittich, 1974 in Stuttgart geboren, studierte von 1998 bis 2004 Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Für seinen Abschlussfilm erhielt er den First Steps Award. Dadurch wurde Vicco von Bülow alias Loriot sein Mentor, der bei seinem ersten Kinofilm „13 Semester“ beratend mitwirkte.

engels: Herr Wittich, Ihr ‘Studentenfilm’ wirkt sehr realistisch: keine WGs in schicken Lofts, keine Endlosparty … Haben Sie viele eigene Erfahrungen in den Film einfließen lassen können?
Frieder Wittich: Na klar. Allerdings war es nie unser Plan, einen autobiographischen Film zu machen. Die Grundidee kam von meinem Co-Autor Oliver Ziegenbalg. Er hat selbst – wie unser Protagonist in „13 Semester“ – Wirtschaftsmathematik studiert. Letztendlich ist alles, was im Film passiert, ein Sammelsurium von Erlebtem. Aber eben nicht nur von uns, sondern eben auch von Freunden, von Kommilitonen oder von Freunden von Kommilitonen ... Uns war es von Anfang an wichtig, eine authentische Geschichte zu erzählen.

Trotz des realistischen Grundtons wartet der Film mit vielen frischen filmischen Ideen – z. B. die im schnellen Vor- und Rücklauf gezeigte Australienszene – auf, die den Rahmen des Realismus sprengen. Wie haben Sie die Balance gehalten?
Wie Sie richtig sagen, sind das „filmische Ideen“, also Stilmittel, die Erlebtes in einer besonderen Art und Weise erzählen. Schließlich ist „13 Semester“, trotz authentischer Geschichte, ein Spielfilm und kein Dokumentarfilm. Und am Ende ist es dein Bauchgefühl, das dir sagt: Aufgepasst, jetzt drängt sich der Erzählstil in den Vordergrund und macht die eigentliche Geschichte platt. Oder das Gefühl sagt dir: Hm … könnte ich das nicht einzigartiger, überraschender erzählen?

Sie erzählen gleichmäßig in einem Zeitrahmen von 7,5 Jahren. Wie haben Sie es in den Griff bekommen, dass der Film nicht dramaturgisch auseinanderfällt?
Gott sei Dank sind 13 Semester nur 6,5 Jahre...

Oh, sie haben recht. Das Studium Ihres Protagonisten wäre nichts für mich gewesen … Wie sind Sie nun diese große Zeitspanne angegangen?
Wir haben den Film „vordergründig“ in 13 Kapitel aufgeteilt, die wir wiederum thematisch etwas sortiert haben. Im Hintergrund sitzt da aber dramaturgisch eine klassische Drei-Akt-Struktur.

Das stimmt: Momo startet voller Neugier ins Studentenleben, verliert dann den Halt zwischen all dem Neuen, bevor er schließlich seinen Weg macht. Gerade in den ersten beiden Akten gibt es ein paar Massenszenen. Für einen Langfilmdebütanten muss das eine große logistische Herausforderung gewesen sein …?
Mir macht das totalen Spaß, mit vielen Menschen vor der Kamera zu arbeiten. Und was die Logistik in der Vorbereitung angeht, konnte ich mich auf das Team und die erfahrene Produktionsfirma Claussen+Wöbke+Putz verlassen.

Während einem beim Thema Studium gleich Dutzende amerikanische Filme einfallen, gibt es im deutschen Kino kaum Filme, die dem Genre zugeordnet werden können. Was glauben Sie, warum der College-Film im Gegensatz zu den USA in Deutschland fast nicht existent ist?
Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung. Das haben wir uns auch schon oft gefragt. Schlussendlich war das aber auch mit ein Grund, warum wir uns für diese Geschichte entschieden haben.

CHRISTIAN MEYER

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