Seit gut einem Jahr gibt es in Wuppertal das Klimanetzwerk. Birgit Gladbach-Eckstein hatte die Idee, klimapolitisch interessierte Menschen aus dem Bergischen per Facebook zu einem Gründungstreffen einzuladen: „Ich habe gar kein Facebook, also habe ich über den Account meiner Tochter die Veranstaltung einstellen lassen“, erzählt die heute 63-Jährige. Seit diesem ersten Treffen ist auch Liliane Pollmann engagiert dabei. „Ich sehe die Aufgabe des Netzwerkes darin, Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen und Kontakte untereinander herzustellen“, so die 22-Jährige Studentin. Hierarchien gibt es im Klimanetzwerk, das derzeit aus etwa 15 Personen besteht, nicht: „Wir haben keine feste Organisationsstruktur weil wir diesen Netzwerkcharakter aufrechterhalten wollen“, sagt Pollmann. Gladbach-Eckstein fügt hinzu: „Wir wollen eine freie, offene, bunte Gruppe sein und es allen ermöglichen, sich aktiv zu beteiligen. Wir gucken einfach, was wir zusammen auf die Beine stellen können.“
Und auf die Beine gestellt hat das Netzwerk im vergangenen Jahr schon einiges: Als erste Öffentlichkeitsaktion wurde in der Elberfelder Innenstadt – vor den City Arkaden und am Neumarkt – ein Planschbecken aufgestellt. In dieses wurde Wasser gefüllt und dann ein paar große Steine hineingelegt, auf denen wiederum Playmobil-Figuren standen. „Das waren die Fidschi-Inseln“, erklärt Gladbach-Eckstein. „Wir haben den Leuten klargemacht, was es bedeutet, wenn das Wasser steigt und Inseln untergehen.“ Mit vielen Passanten sei man ins Gespräch gekommen. Besonders in Erinnerung geblieben ist Gladbach-Eckstein ein kleiner Junge: „Er hat gesagt, dass er sich große Sorgen um den Klimawandel macht, und um die Tiere die dann sterben. Er wollte uns, von seinem Taschengeld, drei Euro spenden. Das war herzerweichend.“
Auch weitere Aktionen fanden statt: So wurden etwa Papptransparente für die Großdemonstration am Hambacher Forst bemalt. Ein anderes Mal wurden aus Süßigkeiten (Keksen, Dominosteinen und Zuckerwatte) Kohlekraftwerke gebastelt und zum Aufessen verteilt, um auf eine andere Anti-Kohle-Demonstration hinzuweisen. Und bei einer „Fridays for Future“-Demonstration wurden mit Kindern und Jugendlichen Samenbällchen für Bienen geformt, aus denen Pflanzen wachsen, die dann Bienen als Nahrung dienen. Ende Juni 2019 fand ein Infoabend zum Thema Landwirtschaft statt, an dem es um die Rolle von Subventionen und Saatgut-Monopolen geht. „Solche Infoveranstaltungen und Aufmerksamkeitsaktionen sind das Herzstück des Netzwerks“, fasst Pollmann zusammen.
Sie findet, vielen Menschen sei die Dringlichkeit des Problems nicht bewusst: „Ich glaube, man muss ihnen vor Augen führen, dass es wirklich eine Katastrophe ist, die ihr Leben massiv beeinträchtigen wird und das Leben an vielen Orten unmöglich machen wird“. Darum, findet sie, solle man „laut sein und Forderungen und Unmut artikulieren“, um in der Politik Gehör zu finden, deren Aufgabe es schließlich sei, „die Klimakatastrophe zu verhindern oder zumindest noch abzumildern“. Gladbach Eckstein ergänzt, dass ein individueller Bewusstseinswandel wichtig sei: „Wenn man eigenverantwortlich handelt und ein anderes Leben führt, ergeben sich ein politisches Bewusstsein und politische Forderungen. Man erkennt, dass das Private das Politische ist. Es ist das Drehmoment für Veränderungen.“
Das Klimanetzwerk trifft sich jeden dritten Dienstag im Monat um 19 Uhr in der Diakoniekirche Elberfeld (Friedrichstraße 1) und freut sich immer über Zuwachs.
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