Die Österreicherin Barbara Albert, Jahrgang ‘70, gründete nach ihrem Regieund Drehbuchstudium an der Wiener Filmakademie 1999 zusammen mit Martin Gschlacht, Jessica Hausner und Antonin Svoboda die Produktionsfirma „coop99“. „fallen“ ist nach „Nordrand“ (1999) und „Böse Zellen“ (2003) ihr dritter Kinofilm.
engels: Was hat Dich zu dem Stoff inspiriert, ist das Thema persönlich inspiriert?
Barbara Albert: Nach „Böse Zellen“, einem eher schweren Film, habe ich gedacht, jetzt halte ich mal inne und gucke, wo stehe ich eigentlich. Es war auch der Wunsch, politisch zu sein und die Frage, ob man das überhaupt noch kann?
Die einzig explizite politische Position im Film wird eher als altbacken abgetan. Inwiefern ist der Film dann politisch?
Das Politische am Film ist vor allem, zu zeigen, dass alle inzwischen unpolitisch sind und das Thema abgehakt haben. Dass man gegen das System eh nichts machen kann, ist aber meist nur eine Ausrede.
„fallen“ ist insgesamt freundlicher und versöhnlicher als „Böse Zellen“, es gibt heitere Momente und sogar richtige kleine Inseln der Glückseligkeit, kurz schimmernde Utopien...
Ich gebe den Figuren am Ende die Chance, etwas zu ändern. In „Böse Zellen“ sind die Figuren alle sehr passiv und bleiben darin gefangen. „fallen“ zeigt einen ersten Schritt aus einem Leben heraus, mit dem man nicht ganz glücklich ist.
Die eingestreuten Stills sind zum Teil ein Blick in die Vergangenheit, zum Teil ein Vorgriff auf die jeweils folgende Szene. Wie kam es zu diesem Kunstgriff?
Ich wollte immer gerne einen Film mit verschiedenen Zeitebenen machen, so dass die Vergangenheit präsent und zur Gegenwart wird und zugleich die Zukunft schon zu spüren ist. Dafür verwende ich unterschiedliche Bilder.
Der Film wirkt zunächst schlicht, aber eigentlich muss man ihn zweimal gukken, um alle Andeutungen und merkwürdigen Zwischentöne zu verstehen...
Es ist schwierig, fünf Figuren in so kurzer Zeit genau zu beschreiben. Ich wollte dieses Mal einen kürzeren und schnellen, sehr energetischen und sehr stringenten Film machen - ohne auszuufern. Es geht viel um Energie und Rhythmus und ein Treibenlassen und nicht um ein erzählerisches Konstrukt. Ich sehe den Film gerne als Skizze zu einer Befindlichkeit. Die Figuren zu beschreiben braucht natürlich trotzdem Zeit. Ich habe allerdings auch im Dialog sehr gespart, weil ich damit nichts erklären, sondern realistisch sein wollte.
Euer Produktionsbüro coop99 ist immer noch ein Aushängeschild für den neuen österreichischen Film. Ist es einfacher, die Filme zu machen und ins Kino zu bringen, wenn ihr eine eigene Produktionsfirma habt, oder ist es eher eine größere zeitliche wie finanzielle Belastung?
Mittlerweile, so schwer es ist, überwiegen die Vorteile. Es hat Phasen gegeben, da war das zu viel, eigene Filme zu machen und zu produzieren. Am Ende ist es aber die Unabhängigkeit und Verantwortung, die mir entspricht. Und als Kollektiv nehmen wir uns gegenseitig viel ab. Wenn ich alleine wäre, würde ich nie zusätzlich zum Filmemachen auch noch produzieren - das geht nur in dieser Gemeinschaft.
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