„Die Wupper ist eine Lebensader für die Menschen im Bergischen Land“, sagt Georg Wulf, Vorstand des Wupperverbandes. Der Wupperverband ist für die Wasserwirtschaft im gesamten Flussgebiet zuständig und betreibt 14 Talsperren sowie 11 Klärwerke. Neben den damit verbundenen Aufgaben ist auch Renaturierung ein großes Thema: „Wir versuchen, die Flüsse und Bäche wieder naturnah zu gestalten, mäandernder, mit schnellen und ruhigen Bereichen, mit variantenreichem Ufer und Bachbett“, erklärt Wulf. Weitere wichtige Themenfelder seien Digitalisierung, Spurenstoffe und Mikroplastik im Wasser, sowie der Klimawandel, der einerseits zu Trockenheit und andererseits zu punktuellen Starkregenereignissen führe.
Ein solches Ereignis dürfte den meisten Wuppertalern noch gut im Gedächtnis sein: das vom 29. Mai 2018, als große Teile der Innenstadt überflutet wurden. „Es war schon ein sehr seltenes Ereignis“, ordnet Marc Scheibel ein, der beim Wupperverband für das Hochwassermanagement zuständig ist. „Aber es ist jetzt auf keinen Fall 100 Jahre Ruhe“, warnt er. Im Gegenteil: Scheibel berichtet, dass sich die Anzahl der Starkregenereignisse mittlerweile häuft: „Früher hatten wir vielleicht 3 bis 4 Ereignisse pro Jahrzehnt, heute sind es eher bei 10 bis 15“. Es sei zu beobachten, dass sich zwar die Niederschlagsmenge pro Jahr nur wenig verändert habe, die Niederschläge im Sommer aber konzentrierter auftreten: „Der ganze Niederschlag, den wir im Monat kriegen, kommt dann vielleicht an zwei Tagen, anstatt, wie früher, über viele Tage verteilt.“ Trotzdem sei Hochwasser ein Thema, mit dem sich nur die wenigsten Menschen ausreichend beschäftigten: „Ich erlebe leider immer wieder, dass konkrete Ereignisse, sehr schnell wieder aus dem Bewusstsein der Leute verschwinden – aus den Augen aus dem Sinn.“ In diesem Zusammenhang spricht er auch von „Hochwasserdemenz“.
Der Wupperverband betreibt eine Online-Plattform unter hochwasserportal.wupperverband.de, auf der sich die Bürger einen Einblick über aktuelle Pegelstände und Wetterprognosen informieren können, um zu erfahren, ob man grillen kann oder sich besser für ein Hochwasser wappnen sollte. Es sei nämlich grundsätzlich notwendig, dass die Bürger auch selbst Maßnahmen treffen müssen um für mehr Klimaresistenz zu sorgen. „Wir können leider Gottes nicht zentral alles schützen“, bedauert Scheibel. „Am Ende des Tages ist jeder für sich selbst verantwortlich“.
Darum sei es wichtig, sich und das Haus, in dem man lebe, bestmöglich gegen Hochwasser zu schützen. Der Wupperverband bietet dabei sozusagen Hilfe zur Selbsthilfe an. Wer tiefergehende Beratung wünscht, könne auch individuell den „Hochwasserpass“ erwerben. Grundsätzlich ratsam seien Glasbausteine, druckdichte Fenster und Türen oder auch Dammbalkensysteme. Auch Rückstausicherungen seien unerlässlich. Zudem rät Scheibel, sich zu überlegen, was man im Keller lagere: „Wenn mein Keller regelmäßig überflutet wird, dann kann ich da kein Tonstudio rein bauen. Wenn ein Bobbycar aus Plastik nass wird, ist das nicht so schlimm, wie bei den hundert Jahre alten Schwarzweißfotos von der Oma.“
Scheibel zweifelt allerdings daran, dass das nötige Bewusstsein schon verbreitet ist: „Ich glaube, dass ich mein Leben lang weiter Akzeptanz schaffen muss, und daran arbeiten werde, die Leute zu überzeugen.“ Darin, dass das Thema Klimawandel mittlerweile auf der politischen Agenda stehe, sieht er einen positiven Anfang. Ein Ende sei jedoch noch nicht in Sicht: „ Ich hoffe, dass ich das Thema weitergebracht habe, wenn ich in Rente gehe, aber ich glaube nicht, dass es bis dahin gelöst ist.“
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flussgebiete.nrw.de/ | Das Landesumweltministerium teilt NRW in vier Flussgebietszonen ein. Dazu gibt es unterschiedliche Hochwasserschutz- und Entwicklungspläne.
wupperverband.de/internet/web.nsf/id/pa_de_ueberschwemmungsgebiete.html | Der Wasserwirtschaftsverband informiert über Hochwasserschutz.
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