Wer auf dem Tanzboden das dreißigste Jahr überschritten hat, wird nachdenklich wie es weiter gehen soll. Die Tänzer und Tänzerinnen verschwinden in andere Berufe und nur wenige bleiben als Choreografen oder Pädagogen weiterhin bei ihrer Profession. Da stellt sich die Frage, warum wir nur Körper zwischen 20 und 30 Jahren sehen wollen? Das Leben hat mehr zu bieten, deshalb ließ Silke Z. in ihrem über sechs Jahre angelegten Generationenprojekt „Unter uns“ sowohl Teenager, als auch ältere Herren, Mütter oder Paare zu Wort kommen. Dass Körper in jedem Alter die Fähigkeit besitzen, Bewegung auf authentische und deshalb faszinierende Weise zu interpretieren, versucht sie nun in ihrem Projekt „Die Metabolisten“ zu zeigen. Das Publikum soll beobachten können, „wie Bewegung entsteht und sich organisiert“, erklärt die in Köln arbeitende Choreografin.
Der Titel nimmt den Prozess des „Stoffwechsels“ ganz wörtlich. Jeder Akteur des 15-köpfigen Ensembles, mit Tänzern und Schauspielern im Alter zwischen 19 und 63 Jahren, tanzt eine Passage, die von einem anderen Ensemblemitglied aufgenommen und auf eigene Weise nachgetanzt wird. „Eine Übersetzung findet statt“, erklärt Silke Z., wobei die Kopie jedoch niemals perfekt funktioniert. Eine Unschärfe entsteht, wenn Jung und Alt, Mann und Frau aufeinander treffen. „Der Reiz besteht darin, dass sie sich anschauen müssen, sie müssen lernen, den anderen zu ‚lesen‘“, sagt die Choreografin. Über den Körper und nicht über die Worte vollzieht sich der Austausch zwischen den Generationen.
Die Frage, wie wir altern, will Silke Z. jedoch nicht mit dem Hinweis auf Defizite beantworten. Interessanter ist es, zu sehen, was jüngere und ältere Künstler einander an Ausstrahlung und Erfahrung geben können. Das Publikum wird Zeuge dieses Dialogs, der sich nah an der Performance bewegt. Für Silke Z. wird es darum gehen, diese Gespräche der Körper immer frisch zu halten, Routine wäre ihr Tod. Keine leichte Aufgabe, die ihr schon während der einjährigen Probenphase ein „organisatorisches Spießrutenlaufen“ bereitete. Ein Produktionsteam und 15 Künstler über Monate zu koordinieren, ist in der freien Szene kaum möglich. Heutzutage sind es ja selten mehr als zwei Akteure, die das Publikum in einer unabhängigen Tanzproduktion auf der Bühne erwarten darf. Die Finanzierung lässt nichts anderes zu, was der Attraktivität des Tanzes fraglos zusetzt. Ermöglicht wurde diese Produktion auch erst durch die Gründung der ehrenfeldstudios vor einem Jahr, als sich mehrere Choreografinnen eine eigene Plattform für ihre Arbeit schaffen konnten. „Die Bettelei um einen Probenraum verhindert einfach die Realisierung bestimmter Formate“, erklärt Silke Z. Gegen alle Widerstände will sie den Pool an Künstlern, der für die „Metabolisten“ zusammengekommen ist, auch für zukünftige Projekte gewinnen. „Manchmal muss man eben auch Dinge tun, die jeder vernünftigen Überlegung spotten“, meint sie. Ob das Ganze funktioniert, wird sich erweisen, wenn die „Metabolisten“ in der Alten Feuerwache in Köln Premiere feiern.
„Die Metabolisten – Stoff wechseln“ | Ch: Silke Z. | Do 30.(P), Fr 31.3. 20 Uhr | Alte Feuerwache, Köln | 0221 97 31 55 10
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