Dietrich Brüggemann, Jahrgang 1976, studierte Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam. „3 Zimmer/Küche/Bad“ ist nach „Renn, wenn du kannst“ sein zweiter Kinofilm.
engels: Herr Brüggemann, Ihr zweiter Kinofilm wirkt wieder sehr locker, leicht und spontan. Wurde streng nach Drehbuch gearbeitet, oder gab es viel Improvisation?
Dietrich Brüggemann: Wir haben uns ziemlich eng ans Drehbuch gehalten. Das ist ja die Kunst, dass es eben nicht wirkt wie geschriebener Dialog. Damit das klappt, muss das Buch stimmen, es muss aber auch am Set eine lockere, entspannte, verspielte Arbeitsatmosphäre herrschen, in der man dann wiederum auch gern mal improvisiert ...
Die saloppe Inszenierung macht den Film angenehm verspielt, Anschlussfehler inklusive. War das grobe Strickmuster, das ja gut zu den orientierungslosen Charakteren passt und mehr auf den einzelnen Moment setzt, von Anfang an einkalkuliert?
Von Anfang an war klar, dass es kein majestätischer Film mit Kranfahrten und Brimborium wird. Anschlussfehler haben wir aber eigentlich nicht so viele. Einige Dinge, die man dafür halten könnte, lösen sich auf, wenn man genauer hinschaut. Ich finde, man sollte dem Zuschauer nicht jedes Detail vorkauen, sondern darauf vertrauen, dass er die inneren Zusammenhänge versteht. Und wenn die innere Wahrheit der Geschichte stimmt, dann ist es auch völlig egal, ob mal ein Glas von voll auf halbvoll wechselt. Krasse Kostüm- oder Wetteranschlussfehler, die einen wirklich rauswerfen, sollte man natürlich vermeiden. Aber wenn die einzelnen Momente stimmen, dann stimmt am Ende auch der Film.
Im Gegensatz zu dem Vorgänger ist das Figurenarsenal im neuen Film sehr komplex. Wie haben Sie zwischen all den Geschichten die richtige Balance gefunden?
Das war gar nicht so schwierig. Es passiert manchmal beim Filmemachen, dass man die Figuren von Anfang an völlig klar vor Augen hat. Man kennt sie genau, man hat sie wahnsinnig gern, man weiß, was sie wollen, und die Dinge entstehen quasi von selbst. All diese Geschichten so zusammenzuknüpfen, dass sie sich möglichst vielfältig vernetzen, ist dann einfach Handwerk.
Zu den zahlreichen Protagonisten kommen auch noch viele Gastauftritte von Freunden und Kollegen wie Maryam Zaree, Nikolai Nikitin oder Andreas Dresen. Wie kam es dazu?
Das sind Herzensangelegenheiten! Der Film handelt von einem großen Freundeskreis, also sollte er auch einen abbilden. Ich finde es schade, dass Filmemacher oft so vereinzelt vor sich hinwerkeln. In unserem Kreis formiert sich gerade eine Gruppe von Leuten, die kein todernstes Kunstkino machen will, aber auch keine formatierte Unterhaltung. Leute mit individueller Stimme, die ich allesamt sehr schätze. Und Nicht-Schauspieler vor der Kamera bringen außerdem immer eine besondere Farbe in den Film.
Der Film will fast nicht enden – und könnte ja auch ewig so weitergehen. Das wäre doch ein tolles Konzept für eine lebensechte deutsche Fernsehserie. Wäre das was für Sie?
Das wäre ganz großartig. Der Wunsch kam tatsächlich schon während der Dreharbeiten aus den Reihen der Schauspieler. Der Dreh passierte ja in vier Jahreszeiten, hatte also auch etwas Serielles, und es war ganz wundervoll, sich alle paar Monate wiederzutreffen. Wir denken tatsächlich darüber nach, in vier oder fünf Jahren eine Fortsetzung zu drehen, und die Redakteure haben bereits ihr Okay signalisiert. Aber wenn jemand ankommt und eine Serie daraus machen will: gern!
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