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Wird beim Outdoor-Firmenevent gefordert: Volker Bruch in „Outside the Box“.
Foto: Presse

„Ich bin kein Paintball-Kandidat“

26. Mai 2016

Volker Bruch über „Outside the Box“, Castings und Paintball-Spiele – Roter Teppich 06/16

Auf rund vierzig Rollen in gut zehn Jahren kann der 1980 in München geborene Volker Bruch mittlerweile schon zurückblicken. Darunter finden sich etliche historische Stoffe für Film und Fernsehen wie „Der Untergang der Pamir“, „Der Baader Meinhof Komplex“, „Nanga Parbat“ oder „Goethe!“. Auch in Stephen Daldrys Bernhard-Schlink-Adaption „Der Vorleser“ war er dabei, bevor er mit dem Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ einem breiten Publikum bekannt und mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Ab dem 26. Mai ist er in Philip Kochs Managersatire „Outside the Box“ wieder auf der großen Leinwand zu sehen.

engels: Herr Bruch, „Outside the Box“ ist ein ungemein witziger Film geworden. Konnte man das schon beim Lesen des Drehbuchs erkennen?

Volker Bruch: Das Drehbuch war auch schon ziemlich rasant, weil wahnsinnig viel auf verschiedenen Ebenen passiert. Das war schon alles geschrieben und im Drehbuch angelegt. Im Film wird natürlich leichter verständlich, was im Drehbuch nur in einer kleinen Zeile erwähnt wird. Aber das Tempo war in geschriebener Form schon zu erkennen.

Die Umsetzung ist auch hervorragend gelungen, von der Charakter- und Situationskomik bis hin zum Timing. Hat Regisseur Philip Koch das alles sehr akribisch mit Ihnen allen geprobt?

Philip wusste schon sehr genau, was er wollte. Wenn ein Drehbuch gut geschrieben ist, dann sind Akzente, Punktierungen und Timing schon darin enthalten. Die Herausforderung besteht dann darin, dass es nicht aufgesetzt oder aufgesagt klingt. Das haben wir dann durch Ausprobieren herausgefunden. Philip hat uns einen schönen Freiraum gelassen. Wir haben die Szenen am Set immer ausprobiert, dabei aber auch versucht, das Ganze nicht zu oft zu wiederholen. Es ist schön, wenn die magischen Momente des Verstehens erst im Take selbst passieren.

Der Film lässt kaum ein gutes Haar an der Consultant- und Managerwelt. Haben Sie selbst auch Berührungspunkte oder Erfahrungen mit diesem Berufszweig?

Ich hatte tatsächlich einen Mitbewohner, als ich in einer WG in München gewohnt habe, der bei einer großen Unternehmensberaterfirma angestellt war. Das ist ein guter Freund, ein Spaßvogel, den ich sehr schätze. Mit ihm war ich schon auf dem Gymnasium zusammen in einer Theatergruppe. Beinahe wäre er selbst auch Schauspieler geworden, soweit sind die beiden Berufe gar nicht auseinander. Der Film zeichnet die Consultants als einen Haufen Kindsköpfe, die zuviel Geld und zuviel Macht bekommen haben.

Gibt es denn auch hinsichtlich des Leistungsdrucks Parallelen? Haben Sie etwas Vergleichbares vielleicht schon einmal bei Castings erlebt, bei denen man sich selbst im besten Licht darstellen und von der Konkurrenz abheben muss?

Leistungsdruck enthält durchaus auch einen Druck, der sich positiv auf die Aufmerksamkeit ausüben kann. Dabei entsteht manchmal eine Wichtigkeit, die einem zu mehr Wachheit verhilft. Aber es kann natürlich auch dieser andere Druck entstehen, der einen vollkommen blockiert und der alles kaputt macht. So ist es bei meiner Figur Frederick am Anfang des Films ja auch, wenn er mit dem Druck einfach nicht klarkommt und nicht weiß, wie er das kanalisieren soll. So ist es auch beim Casting. Es kann einen entweder beflügeln, weil es sich um eine Rolle handelt, die man unbedingt möchte. Oder es mündet im Stress, und es klappt gar nichts mehr. Es gibt Rollen, die man unbedingt spielen möchte, was natürlich die schlechteste Voraussetzung ist, um sich gehen zu lassen. Wenn man mit einer gewissen Gleichgültigkeit an das Casting herangeht, kann es sein, dass das super ist und sich plötzlich eine ganz andere Qualität entwickelt. Eigentlich mag ich Castings, außer wenn ich mich danach fühle wie der letzte Versager (lacht).

Mit wachsender Popularität ist es für gewisse Rollen vielleicht auch gar nicht mehr notwendig, einen Castingprozess zu durchlaufen, oder?

Nein, das ist nicht unbedingt so. Natürlich gibt es Rollen, für die man einfach besetzt wird, dann stimmt das schon. Aber ich möchte das ganz oft einfach ausprobieren, weil man in einem Casting viel herausfinden kann. Man kann dort auch schon Fragen beantworten, mit denen man sich ohnehin konfrontieren muss. Beispielsweise ob eine Konstellation funktioniert, oder ob die Kommunikation mit dem Regisseur funktioniert. Ein Casting ist auch immer ein Test für den Schauspieler, ob er mit dem Regisseur zusammenarbeiten kann.

War das auch bei „Outside the Box“ der Fall? Es ist ja immerhin erst der zweite Film des Regisseurs, da kann so ein Casting ja vielleicht auch helfen, um zu erkennen, ob die Chemie zwischen einem stimmt?

Ja, und es hat bei uns tatsächlich auch sofort gefunkt. Ich hatte auch noch gar nichts gesehen von Philip Koch, ich kannte auch „Picco“ noch nicht. Deswegen war da auch keinerlei Druck da. Wir sind uns begegnet und haben die Szenen ausprobiert, was sofort Spaß gemacht hat. So eine Situation würde ich mir jedes Mal wünschen!

Sind Sie selbst eigentlich ein abenteuerlustiger Typ, der Gefallen an diesen Assessment-Center-Aktivitäten wie Hochseilgarten oder Paintball-Spielen findet?

Eigentlich nicht, würde ich sagen. Nein, ich bin kein Paintball-Kandidat. Ich suche schon die Herausforderung, aber dann eher abseits des Entertainments und nicht bei solch durchinszenierten Gruppenevents.

Es wurde hier ja viel in der Natur unter freiem Himmel gedreht. War das anstrengender als bei anderen Filmen?

Einen großen Teil des Films könnte man schon als sportlich bezeichnen, aber ich mag körperliche Arbeit, auch die Anstrengung dabei.

Sie spielen hier den sympathischsten der ganzen Manager. Gefällt ihnen das oder sind es eher die zwielichtigen Rollen, die sie lieber spielen?

Das Tolle ist, dass man sich nicht festlegen muss, und dass man das für jeden Film neu entscheiden kann. Da kann man experimentieren und versuchen, das jeweils Gegenteilige zu finden in einer Figur. Spannend ist ja gerade, wenn es nicht so eindeutig ist. Dass vielleicht bei einem Sympathieträger wie hier Dinge durchblitzen, die einem gar nicht so sympathisch sind, oder dass man einen Antagonisten spielt, der doch einen gewissen Charme hat. Das muss man gar nicht so akkurat voneinander trennen.

Sie haben gerade die internationale Produktion „HHhH“ an der Seite von Rosamund Pike und Mia Wasikowska abgedreht. Welche Erfahrungen haben Sie da bei den Dreharbeiten gesammelt?

Das ist eine tolle Produktion, auf die ich sehr gespannt bin. Meine Rolle darin ist auch nicht so groß, ich hatte nur vier oder fünf Drehtage. Aber es ist natürlich toll, an solchen Sets zu sein. Wir haben in Budapest gedreht, mit dem französischen Regisseur Cédric Jimenez und mit Jason Clarke in der Hauptrolle. Es ist toll, wenn man in solche Produktionen eintaucht und Gast ist, diese Luft schnuppert und sich austoben kann, und danach wieder nach Hause kommt (lacht). Die kochen auch nur mit Wasser. Es gibt natürlich so ein paar Unterschiede, aber letzten Endes ist da eine Situation, die von der Kamera festgehalten wird, das ist bei allen Produktionen auf der Welt gleich.

Aktuell drehen Sie mit Tom Tykwer die Fernsehserie „Berlin Babylon“, eines der ersten Projekte des Regisseurs für das Fernsehen...

Ja, wir sind da gerade in den Vorbereitungen und arbeiten uns durch die Szenen, die wir bis Ende des Jahres drehen werden. Der Countdown läuft. In einer Woche beginnen wir mit den Aufnahmen.

Interview: Frank Brenner

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