„Unter meiner Intendanz wird das Tanzhaus NRW den Fokus auf die Künstler in NRW richten“. Das ist eine der „Akzentverschiebungen“, die Bettina Masuch, designierte Intendantin des Tanzhaus NRW, anlässlich ihrer heutigen Vorstellung in Düsseldorf benannte. Andere „Akzente“ wurden von ihr nur angedeutet, etwa eine neue Schwerpunktsetzung bei den Ländern und Künstlern, die im Tanzhaus NRW produzieren und performen. Grundsätzlich aber werde sie die Vielfalt der Stile beibehalten und weiterhin die breite Palette des zeitgenössischen Tanzes zeigen. Auch die Strukturen des Tanzhauses sollen erhalten bleiben, einen Personalwechsel beim Tanzhaus-Team werde es nicht geben.
Unter 16 hochqualifizierten Bewerbern hatte sich die Findungskommission einstimmig für die 48-jährige Dramaturgin, Kuratorin und derzeitige künstlerische Leiterin des Springdance Festivals Utrecht/Holland entschieden. Sie wird die Intendanz 2014 antreten. Bis dahin wird das Tanzhaus noch von seinem derzeitigen Leiter und Mitbegründer Bertram Müller geführt, der nach 35 Jahren Arbeit für den Tanz und „Fürsorge für die Künstler“, wie er hervorhob, in den wohlverdienten Ruhestand geht. Für seine Nachfolgerin ist er voll des Lobes – schließlich kennt man sich, denn die internationale Produzenten-Szene im Tanz ist überschaubar – und sicherte ihr seine Unterstützung und die des gesamten Teams für die Zeit der Einarbeitung zu.
Die 1964 in Solingen geborene Bettina Masuch hat nach ihrem Studium der Germanistik, Philosophie und Angewandten Theaterwissenschaft vorwiegend als Dramaturgin an verschiedenen Theatern gearbeitet. 1998 bis 2003 war sie an der Volksbühne in Berlin bei Frank Castorf, Christoph Schlingensief und René Pollesch tätig, um dann bis 2008 am neu gegründeten Hebbel am Ufer in Berlin zu arbeiten, bevor sie 2009 Künstlerische Leiterin des Springdance Festival Utrecht wurde.
Bei der Präsentation ihres Konzeptes für das zukünftige Tanzhaus NRW betonte sie, dass sie „nicht nur eine bestimmte Ästhetik präsentieren“ werde, schließlich sei Nordrhein-Westfalen ein Land, „in dem viele eigenwillige Choreografen-Persönlichkeiten leben“. Wichtig, so die designierte Intendantin, sei ihr die Zusammenarbeit mit jungen Künstlern. Sie werde verstärkt mit jungen Choreografen arbeiten, um „den einen oder anderen aufzubauen“. Ihr Ziel sei, eine Choreografen-Persönlichkeit „hier“, und das heißt wohl: am Tanzhaus NRW, anzusiedeln.
Das ist allemal mehr als nur eine „Akzentverschiebung“. Mit der neuen Intendanz scheint sich für die Zukunft des Tanzes am Tanzhaus NRW eine deutliche inhaltliche Neuausrichtung anzubahnen. Und die Richtung gab Bettina Masuch auch gleich vor: Für sie sei „der Tanz als Kunstform ein Seismograph unserer Gesellschaft“.
Für Bertram Müller, der ganz bescheiden auf das Lob der Anwesenden reagierte, beginnt nach der „Ära Müller“ am Tanzhaus NRW (so der Düsseldorfer Kulturdezernent Hans-Georg Lohe) nun eine sehr private Ära: „Ich möchte wissen, wer ich bin, wenn ich nicht mehr im Tanzhaus bin“. Ob diese Persönlichkeitserforschung zu seiner zweiten Lebensaufgabe wird, ließ der Noch-Intendant des Tanzhauses allerdings offen.
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