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James Bobby (vorne), Iryna Vakula, Ovidiu Purcel, David Jerusalem, Kammerchor
Foto: Hans Jörg Michel

Mörder Kaspar Brand

28. Juni 2012

Uraufführung an der Deutschen Oper am Rhein - Opernzeit 07/12

Ein Mann begeht einen Mord, der ihn in seinen Phantasien verfolgt. Er meint, seinen Konkurrenten getötet zu haben, doch später muss er feststellen, dass er in seinem Wahn, verblendet von Eifersucht und Neid, seine Frau und sein Kind getötet hat.

Die Geschichte geht zurück auf die kurze Erzählung „Das Fass von Amontillado“ aus dem Jahr 1846 von Edgar Allan Poe, dem Meister des Abgründigen der menschlichen Psyche. Auch hier geht es um einen Mord, den perfekten Mord, strategisch genau geplant. Ein in seiner Ehre gekränkter Mann, den Grund hierfür erfährt der Leser nicht, lockt seinen Widersacher in die Tiefen eines Weinkellers, macht ihn betrunken und mauert ihn bei lebendigem Leib ein. Der strategisch planende Täter verliert die Kontrolle über sich, in dem Moment, als er die Schreie seines Opfers mit seinen eigenen Schreien überbieten will. Er ist ein Getriebener und somit auch Opfer seiner eigenen Tat.

Komponist und Librettist haben dies zum Ausgangspunkt genommen und eine Geschichte darum gebaut, die einerseits die Motive für die Tat erklärt, die bei Poe offen bleiben (zwei konkurrierende Restaurantbesitzer buhlen um dieselbe Frau), und andererseits mittels Rückblenden und Halluzinationen die traumatische Wirkung auf den Mörder aufzeigt, der am Schluss erkennen muss, die Falschen umgebracht zu haben.

Anno Schreier, Jahrgang 1979, stieß zum ersten Mal vor gut elf Jahren auf Poes Erzählung und fand dort wieder, was für seine Opernästhetik zentral ist: Menschen, die sich in einem psychischen Ausnahmezustand befinden, wie auch in seiner im November mit großem Erfolg in Zürich uraufgeführten Oper „Die Stadt der Blinden“ nach dem Roman von José Saramago (Libretto: Kerstin Maria Pöhler), in der es um die entfesselte Gewalt in der Gesellschaft nach einer Katastrophe geht.

Das Geschehen in „Mörder Kaspar Brand“ spielt sich im Kopf des Protagonisten ab, die anderen Figuren sind Spiegel seiner inneren Vorgänge. Die Orchestersprache des Kammerorchesters zeichnet in differenzierten Klangfarben die Facetten des psychischen Erlebens der Hauptfigur nach, von düsteren und verstörenden Klängen bis hin zur Unterhaltungsmusik in den Restaurantszenen. Das große Vorbild Alban Berg ist immer wieder durchzuhören. Musikalisch wiederkehrende Motive charakterisieren die Figuren, wobei der Lebensnerv von Schreiers Musik in den expressiven Gesangslinien liegt und den Zuhörer dann am meisten berührt, wenn sie ihn am Erleben und an der Tiefe der Hauptfigur teilhaben lässt.

Mit der Kammeroper „Mörder Kaspar Brand“ in der alternativen Spielstätte Central am Hauptbahnhof initiiert die Deutsche Oper am Rhein eine Uraufführungsreihe. Man darf hoffen, dass man in Zukunft mit Uraufführungen auch den Sprung auf die Hauptbühne in der Heinrich Heine Allee wagt.

„Mörder Kaspar Brand“ I 29.6./1.7. I „Central“ in der alten Paketpost, Düsseldorf


KERSTIN MARIA PÖHLER

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