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„‚Netter Film‘ wäre schlimm“

26. Oktober 2011

Produzent Stephan Holl über „Underwater Love“ – Gespräch zum Film 11/11

engels bricht mit der Tradition, das „Gespräch zum Film“ mit einem Regisseur zu führen und trifft sich stattdessen mit „Underwater Love“-Produzenten Stephan Holl. Denn ohne den Gründer des auf asiatisches Kino spezialisierten Kölner Filmverleihs Rapid Eye Movies wäre der Film nie entstanden.

engels: Herr Holl, den Verleih Rapid Eye Movies gibt es seit 15 Jahren. Warum haben Sie nun zum ersten Mal einen Film selber produziert?
Stephan Holl:
Das ergab sich vor ungefähr drei Jahren bei einem gemeinsamen Abendessen in Tokio mit der japanischen Produzentin Daisuke Asakura. Sie ist immer offen für Neues und hat in 50 Jahren über 500 solcher Filme produziert und damit vielen heute sehr bekannten Regisseuren in Japan ihre erste Chance gegeben.

Wie groß war Ihr Anteil am Endprodukt?
Die Idee war, das derzeit eingefahrenen Pink Film-Genre, ein cineastisches Biotop, im dem viele Experimente möglich sind, wiederzubeleben. Ich wollte dann, dass es ein Musical wird, weil ich Musicals sehr liebe und das für eine besondere Form des Kinos halte, von der es zu wenig gibt. Gemeinsam haben wir den Regisseur Shinji Imaoka gefunden. Dann habe ich die Berliner Band Stereo Total angesprochen und für das Projekt begeistern können. Den Kameramann Christopher Doyle habe ich vor drei Jahren kennengelernt, weil wir gemeinsam an einem Fotobuch arbeiten. Ihm habe ich im letzten Jahr erzählt, dass wir einen Pink Film mit einer Analperle, einem Kappa (jap. Fabelwesen, d. Red.) und Tanzszenen machen wollen – am nächsten Tag kam eine SMS: „OK, lass uns den Film zusammen machen“.

Christopher Doyle ist vor allem bekannt durch seine aufwändigen Filme mit Wong Kar-wai. Wie hat er sich auf die schlichte Arbeit für „Underwater Love“ eingestellt?
Bei Christopher Doyle denkt man natürlich zuerst an diese Bilderwelten, die prägend sind für ein ganzes Jahrzehnt. Aber er hat danach auch ganz andere Sachen wie „Paranoid Park“ von Gus van Sant gemacht, oder Hollywoodfilme. Ich glaube, worauf es ihm ankommt, und warum er ohne großes Zögern zugesagt hat, ist, ohne diesen Ballast von 200 Leuten am Set und jahrelangen Dreharbeiten bei einem Film in nur fünf Tagen eine ganz besondere Energie herzustellen. Damit war er auch ein entscheidender Motor für das Projekt. auch in diesem kleinen und leicht experimentellen Film kann man sein Talent sehen – z. B. in der Wahl des Bildausschnitts.

Hatten Sie ein Publikum im Kopf?
Nein. Ich weiß jetzt, dass der Film bei Festivals oft in der Mitternachtsschiene programmiert wird, wo man was sehen will, was man so noch nicht gesehen hat. In so einer Umgebung kommt der Film ausgesprochen gut an. Den Film kann man ja auch richtig blöd finden, aber dazwischen kamen eigentlich nie Reaktionen. Damit bin ich zufrieden, das entspricht meiner Auffassung, was einen guten Film ausmacht. „Netter Film“ als Reaktion wäre schlimm.

INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER

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