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Rory MacDonald debütiert beim Sinfonieorchester Wuppertal
Foto: Benjamin Ealovega

Raum und Musik im Gleichklang

27. September 2018

Stadthalle Wuppertal trifft auf Poulencs Cembalokonzert – Klassik 10/18

Ein trockener Schlag auf die große Trommel zerstört den lyrischen Gesang in Francis Poulencs Cembalokonzert „Concert champêtre“ im langsamen Satz, der Cembalist wirkt irritiert und sucht nach Tönen. Doch bald schwingen wieder Melodien wie von Lorzing, denn der französische Anti-Impressionist sah sein Haupttalent als Notenschreiber für die Opernbühne. Die folgende Zeitgeschichte bestätigte ihm immerhin Nachhaltigkeit in seiner Chormusik, die Motetten sind Meilensteine in den Programmen aller Klassik-begeisterten Sänger. Auch sie atmen Glaube, Hoffnung und Liebe in archaischen Klängen aus alten Tagen.

Poulenc springt im Cembalokonzert in seiner Zeit aus der Zeit und witzelt allein durch die Wahl des Solo-Instruments Cembalo, Ende der Zwanziger des letzten Jahrhunderts – also weit vor aufführungspraktischen Diskussionen – ein total überholter Oldtimer der Instrumentengeschichte. Jetzt musiziert das Sinfonieorchester Wuppertal in seiner schmucken Stadthalle, die als eklektizistischer Prachtbau einen solchen Kompositionsstil architektonisch widerspiegelt, dieses witzige Meisterstück.

Als Solist wurde der iranische Künstler Mahan Esfahani eingeladen, der – wir berichteten – vor einigen Jahren in Köln einen Publikumsskandal erleben musste, als das Volk akustisch Aufstand gegen die neue Musik übte, damals Minimal-Kunst. Mit Poulenc bestätigt Esfahani seine Vorliebe für ausgefallene Neutöner und bereitet gleichzeitig den Hörern einen delikaten Spaß.

Einen Gegenentwurf dazu liefert der junge schottische Dirigent Rory MacDonald mit der Wahl des Orchesterstücks „Walk to the Paradise Garden“ aus Frederick Delius´ Oper „A Village Romeo and Juliet“ nach Gottfried Kellers Novelle. Dieses intoniert zugleich eine sanfte morgendliche Einstimmung in die Matinee-Veranstaltung wie auch ein Nationalgemälde in flirrenden Tönen als Gruß des Briten. Und selbst die Haydn-Sinfonie Nr. 98 klingt irgendwie „very british“: Haydn hat sie für London geschrieben, wo sie bei seiner ersten Tournee über den Kanal dank ihrer originellen Einfälle dem Wiener Altmeister ungetrübten Erfolg beschied. Haydn erlebte durch diese Reisen nach seiner langen Dienstzeit bei Esterhazy endlich leibhaftig seine internationale Beliebtheit – und wurde gleich wieder eingeladen. Welch´ schönes spätes Glück. 

2. Sinfoniekonzert | So 28.10. 11 Uhr, Mo 29.10. 20 Uhr | Historische Stadthalle Wuppertal | www.sinfonieorchester-wuppertal.de

Olaf Weiden

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