Mammutbäume oder kalifornische Weihrauchzedern: Auf solche Gewächse zu treffen, vermuten Spaziergänger eher nicht in hiesigen Wäldern. Im Wuppertaler Arboretum ist das anders: Systematisch werden hier Baumarten aus aller Welt angepflanzt und sorgen für seltene Entdeckungen. Und so zählt denn das Areal im Staatsforst Burgholz zu den beliebten Sehenswürdigkeiten; eine eigene Buslinie verbindet es mit bergischen Ausflugsklassikern: der Müngstener Brücke und Schloss Burg.
Was nicht jeder Ausflügler weiß: Das Arboretum hat seinen Sinn auch in der Klimaforschung. Systematisch ist die Ansiedlung von Mammutbaum und Co nicht zuletzt deshalb, weil sie die Arten unter Realbedingungen zum Test stellt: Was passt wie gut zum hiesigen Wetter und sonstigen Regionalfaktoren? Zum Hintergrund gehört der Klimawandel. Der Wirbelsturm Kyrill etwa, dessen verheerende Wirkung 2007 dem Klimawandel angelastet wird, hatte leichtes Spiel mit Bäumen traditioneller Art. Könnten Exoten da eine Alternative sein? Und wenn ja, welche?
Wälder im Stadtgebiet sind Sache des Forstamts. Es gebietet über neue Pflanzungen im Stadtgebiet und hat dabei grundsätzlich auch die Wahl passender Arten im Blick. Soweit es dabei nicht um internationale „Importe“ geht, ist ein wichtiges Prinzip hier der Mischwald. Monokulturen haben Stürmen mit ihrer Gleichförmigkeit wenig entgegen zu setzen und werden leicht niedergemäht. Durchmischung macht Wälder generell widerstandsfähiger – schon wenn das Amt nur Buchen und Eichen mischt. Wie wär's dann mit ein paar Weihrauchzedern im Baum-Cocktail? Das ist salopp gesagt, aber im Grunde geht es im Burgholz auch um solche Fragen.
Freilich: Solche Maßnahmen rund um die Artenwahl sind bloß Reaktion. Sie verlegen sich ja darauf, Folgen des Wandels abzufedern und Klimaphänomenen nachträglich zu begegnen. „In den Achtzigern“, erinnert ein Wuppertaler Öko-Aktiver, „konnte man sich noch darauf konzentrieren, den Klimawandel selbst zu bekämpfen. Inzwischen ist er so fortgeschritten, dass immer mehr Maßnahmen nur noch die Folgen angehen können.“ Daher gehört auch das Arboretum in eine andere Kategorie als das Aufforsten an sich. Der Zuwachs an Wald, das pure Mehr an Bäumen ist ja durchaus ein Mittel der Besserung, nicht bloß der Reaktion. Bekanntlich binden Bäume das schädliche CO2 und sind somit ein aktiver Beitrag auch von Städten, das Ausmaß der Schadstoffe gar nicht erst fatal werden zu lassen.
Schräge Gewächse im Burgholz mögen zwar ebenfalls CO2-technisch als Option taugen. In erster Linie interessiert im Arboretum aber ihr reaktives Potenzial: nicht einzuknicken, wenn Kyrill kommt. Immerhin: Auch solch ein Nachher-Effekt ist nicht zu unterschätzen, und so ist der Exotenwald ein Areal mit Nutzfaktor. Anders als fremde Tierarten im Zoo, deren Sinn sich ja doch eher in Anschauung und Ausflugsziel erschöpft.
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