Alexander Adolph, Jahrgang '65, studierte Rechtswissenschaften. Danach arbeitete er als freier Autor, Journalist und Regisseur. Sein Kinodebüt beschäftigte sich wie sein aktueller Spielfilm mit dem Thema der Hochstapelei.
engels: Herr Adolph, wie kamen Sie darauf, sich dem Thema der Hochstapler nach ihrem Dokumentarfilm „Die Hochstapler“ nochmals, dieses Mal in der Form eines Spielfilms, anzunehmen?
Alexander Adolph: Hochstapelei, Betrug im Speziellen und das Lügen im Allgemeinen haben mich immer schon beschäftigt. Bevor ich mit dem Dokumentarfilm angefangen habe, hatte ich schon erste Skizzen zum Spielfilm „So glücklich war ich noch nie“ gemacht.
Sie konnten sich dann nach ihrem Dokumentarfilm wahrscheinlich jede weitere Recherche zum Thema sparen ...?
Für den Dokumentarfilm habe ich wirklich sehr viele - vor allem straffällige - Betrüger getroffen. Für „So glücklich ...“ hatte ich noch mal eigene Recherchen angestellt. Das waren vor allem Interviews mit Leuten aus dem Rotlichtmilieu.
Wo lagen die speziellen Probleme, ihre Erkenntnisse aus dem Dokumentarfilm in einen Spielfilm zu übertragen?
Die Übertragung erfolgte sehr frei, denn die Geschichte von „So glücklich ...“ hat mit dem Dokumentarfilm nichts zu tun. Dafür habe ich bei der Arbeit am Dokumentarfilm gelernt, wie bestimmte psychologische Abläufe funktionieren - etwa wie man jemandem etwas aufschwatzt oder welches Selbstbild einem hilft, die Persönlichkeit zu wechseln. Das war sehr hilfreich für die Arbeit mit dem Hauptdarsteller Devid Striesow.
Er muss nicht nur die stark unterschiedlichen Gemütszustände des Protagonisten treffen, sondern regelrecht mehrere Figuren spielen, wenn Frank in die unterschiedlichsten Rollen schlüpft. Wie konnten Sie mit ihm das psychologische Kaleidoskop der Figur einfangen?
Wir haben uns vor den Dreharbeiten getroffen und über unser Thema geredet, da hat auch der Dokumentarfilm eine wichtige Rolle gespielt. Und dann glaube ich, dass die Idee des Hochstapelns, um die es im Film geht, auch sehr viele Parallelen zur Schauspielerei aufweist. Beides kann für den, der es ausübt, eine sehr große therapeutische Kraft entwickeln. Mit unterschiedlichen Konsequenzen natürlich.
Frank scheint eine genaue Mischung aus den vier Portraitierten des Dokumentarfilms zu sein. Ging das immer alles zusammen, oder gab es auch Aspekte, die sich widersprachen und daher gestrichen werden mussten?
Ein direktes Vorbild für die Figur Frank war keiner der vier Protagonisten aus dem Dokumentarfilm. Das hätte ich als Kannibalismus empfunden, als fiktionale Ausbeutung und vor allem Bewertung der vier Männer, die mir Interviews gegeben haben. Interessant waren für mich eher jene Wesenszüge, welche viele Hochstapler gemeinsam haben - daran habe ich mit Devid Striesow angeknüpft. Es ist natürlich auch so, dass den Menschen vor allem die Widersprüche ausmachen.
Sie haben bislang einen Dokumentar- und einen Spielfilm gedreht. Was liegt Ihnen mehr?
Eigentlich komme ich ja von der Fiktion. Aber mir macht das Erzählen über Menschen sehr viel Spaß, und das kann man im Dokumentar- und Spielfilm gleichermaßen.
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