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Viele Reibungspunkte

01. März 2008

Gespräch zum Film 03/08

Hagen Keller, 1968 in Thüringen geboren, war zunächst Fotograf, bevor er 1997 an der Hochschule für Film und Fernsehen München studierte. Nach mehreren erfolgreichen Kurzfilmen ist „Meer is nich“ sein erster Kinofilm.

engels: Es gibt zur Zeit ausgesprochen viele jüngere deutsche Filmemacher, die sich mit Jugend beschäftigen. Warum bei Ihnen das Interesse am Thema?
Hagen Keller: Weil in dieser Zeit des Lebens noch alles offen ist und Wünsche, Träume und Gefühle so pur sind. Trotzdem muss man beginnen, sich zu entscheiden. Das birgt jede Menge Reibungspunkte mit der Umwelt, der Gesellschaft, anderen Menschen.

Der Film ist weit entfernt von klischeebesetzten Teenie-Filmen. Man spürt eine große Nähe zum Thema und den Figuren. Woher kommt diese Nähe, und gibt es Vorbilder für diese Art eines realistischen Jugendfilms?
Es gibt immer wieder gute, realistische Jugendfilme mit glaubwürdigen Themen und Figuren. „Raus aus Amal“ war so einer. Mich haben vor allem die Gegenwartsfilme der DEFA, der SU und der CSSR geprägt. Neben Filmen, die einen in eine andere Welt führen, einen jemand anders sein lassen, finde ich es genauso spannend, die Wirklichkeit auf der Leinwand zu finden, sie mit meiner Welt und Fragen zu verbinden. „Insel der Schwäne“ oder „Erscheinen Pflicht“ waren Jugendfilme, wo ich es zum Teil nicht fassen konnte, dass sie inszeniert sein sollen, da einige Szenen so echt wirkten.

In einem Interview ist zu lesen, dass Sie das Ost-Klischee der fortwährenden Plattenbausiedlung brechen wollten. Ist aber nicht Weimar, der Ort der Handlung, ein idyllisches Klischee in die entgegengesetzte Richtung?
Keinesfalls. Man sollte es nicht als „das eine gegen das andere“ sehen. Weimar ist zwar im Kern sehr idyllisch, dennoch gibt es wie in vielen anderen Städten in ganz Deutschland auch eine Vielzahl von Plattenbauten. Unser Ziel war auch nicht nur, das Klischee zu brechen, unser Ziel war, die glaubwürdigste und dramaturgisch optimalste Situation für unseren Charakter der Lena zu finden.

Der Film ist angenehm befreit von Geschlechterklischees. Hätte es trotzdem einen Unterschied gemacht, eine Geschichte über einen Jungen, der seinen Weg sucht, statt über ein Mädchen zu machen?
Mit Sicherheit, aber der hauptsächliche Unterschied liegt nicht zwischen Jungen und Mädchen, sondern was für ein Charakter, was für eine Persönlichkeit ein Protagonist hat. Bei Mädchen, gerade in diesem Alter, kann man genauer hinschauen, da sie nicht so viel hinter Coolness verstecken wie Jungs in diesem Alter.

Inwiefern wirkt sich der Bayerische Filmpreis für Elinor Lüdde in der Rolle der Lena als beste Nachwuchsdarstellerin für den Erfolg des Films und die Bedingungen des nächsten Projektes positiv aus?
Für den Film bedeutet es in erster Linie mehr Aufmerksamkeit, insbesondere auch in der Presse, und das ist für kleinere Produktionen ein echter Gewinn. Damit wirkt sich der Erfolg auch positiv auf zukünftige Projekte aus, denn je mehr positive Aufmerksamkeit ein Film bekommen hat, um so größer ist auch das Interesse an Folgeprojekten. Was das konkret heißt, lässt sich aber schwer vorher sagen.

INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER

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