Palettenweise Hafermilch, Bier, Smoothis, Gemüsechips und andere Leckereien türmen sich auf 300 Quadratmetern in einer Lagerhalle in Ehrenfeld. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist bei allen überschritten. Essen und trinken kann man sie dennoch problemlos.
„Die Supermärkte dürften es noch verkaufen, wollen aber nicht“, sagt Nicole Klaski, Gründerin und Geschäftsführerin von The Good Food, „die Kunden wollen frische Ware“. Sie organisiert im Lager die Logistik, mehrmals im Monat kommen Lieferungen von Unternehmen. Die Lebensmittel landen anschließend in einem der drei The Good Food Läden in Köln Ehrenfeld, Sülz und im Agnesviertel. Heute sind Studentinnen ins Lager gekommen, die einen halben Lieferwagen beladen für das Sommerfest ihrer Akademie.
In den Läden gibt es außerdem Backwaren vom Vortag und Obst und Gemüse, das nicht „schön“ genug für den Einzelhandel ist. Krumme Möhren, riesige Zucchini oder knubbelige Kartoffeln. Das nicht normgerechte Gemüse kann Klaski mit ihrem Team teilweise direkt beim Bauern nachernten.
Kunden bestimmen Preise
Teilweise hat Klaski Verständnis für Fehlkalkulationen, etwa wegen der Corona-Pandemie. Fragwürdig findet sie es, „wenn beispielsweise eine ganze Palette Gemüse zurückgewiesen wird, wegen einer einzelnen kaputten Gurke. Oder wenn alle Produkte ausgetauscht werden, weil sich das Logo der Firma ändert“.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist nur eine Empfehlung, abgelaufene Lebensmittel sind oft noch monatelang haltbar, Getränke teils jahrelang. Bei Nüssen müsse man aufpassen, sagt Klaski, „die werden schnell ranzig, das riecht man allerdings“. Obstsäfte würden manchmal die Farbe ändern. Zur Sicherheit mache das Team Geschmacksstichproben, teilweise auch die Unternehmen selbst. Bisher habe sie nur ein einziges Mal ranzige Ware erhalten.
Kunden dürfen selbst bestimmen, wie viel sie für die geretteten Lebensmittel zahlen. Das sei für viele gar nicht einfach. „Wir wollen damit bewirken, dass sich die Kunden mit dem Wert der Lebensmittel auseinandersetzen“, erklärt Klaski, „ein bisschen Recherche, bei was für ein Unternehmen man gerade einkauft, soll man schon mit in den Einkauf einbeziehen“. Mittlerweile gibt es allerdings einen Mindestpreis für Getränke und der Originalpreis steht am Regal – so versucht sie zu verhindern, dass einige Kunden das Konzept ausnutzen; Denn das sei für das Team demotivierend.
Deutschlandweit einmalig
Anfangs rettete sie Lebensmittel aus Containern und verkaufte sie an Marktständen. Doch sie wollte mehr tun, deswegen entwickelte sie 2014 mit Gleichgesinnten The Good Food. Neben vier Festangestellten gibt es mittlerweile fast 140 ehrenamtliche Helfer, darunter Studenten und Frührentner. Deutschlandweit ist das Projekt in dieser Größe einmalig, so kämen mittlerweile Presseteams aus der ganzen Welt, erzählt sie nicht ohne Stolz. Sie sei immer auf der Suche nach Kooperationspartnern und Interessierten, die sich engagieren wollen.
Privat lebt Klaski fast nur von geretteten Lebensmitteln, die Familie gehe allerdings auch schon mal bei Aldi einkaufen, so streng sehe sie das mittlerweile nicht mehr. Auch einen Restaurantbesuch gönnt sie sich mittlerweile wieder – wer auf alles verzichte, sei nicht mehr sozialverträglich, lacht sie
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