„Kann man das ändern?“, war ein Motto von Helene Stöcker, die 1869 in Elberfeld geboren wurde. Ihr lag daran, die Welt zu verbessern. Und Missstände waren für sie unübersehbar: Die Gleichberechtigung von Mann und Frau, sexuelle Selbstbestimmung sowie insbesondere der Schutz unverheirateter Frauen und deren unehelicher Kinder waren ihr wichtig. So gründete sie 1905 den Bund für Mutterschutz und Sexualreform. Dabei konnte ihr die eigene Biographie als erste promovierte Philosophin in Deutschland Mut machen.
Auch als Friedensaktivistin machte sich Stöcker einen Namen. Der erste Weltkrieg und die anfängliche Kriegsbegeisterung waren für sie einschneidende Erlebnisse: „Ein Gefühl, das die Menschen so bestialisch macht gegen alle, die außerhalb ihrer nationalen Grenze wohnen, kann kein Gutes sein“, schrieb sie 1914 in ihr Tagebuch. Im Jahr darauf begründete sie dort ihren Austritt aus der Kirche, die den Krieg unterstütze und „ohne alles innere Gewissen sich nur als Dienerin des Krieges, des Hasses offenbart und damit Mut und Lust zum Morden vermehren hilft“. Weiter führte sie aus, es sei ihr „unfasslich, dass man diese Massenvernichtung, diesen sinnlosen Massenmord unter irgendeinem Gesichtspunkt als etwas Berechtigtes“ ansehen könne. Ihr Glaube stand zu ihrem Kirchenaustritt nicht in Konflikt, denn „Jesus war für sie unverhandelbar und der war gegen Waffen und gegen Gewalt“, erklärt Ulrich Klan, der Vorsitzende der Armin T. Wegner Gesellschaft. In den folgenden Jahren forderte die Pazifistin die Abschaffung von Armeen, trat dem Bund der Kriegsdienstgegner bei, richtete in der von ihr herausgegebenen Monatszeitschrift Die neue Generation den Fokus auf Friedensfragen und pflegte viele Kontakte – auch zu Wegner. „Sie hatte einen unglaublichen Einfluss und war sozusagen die Urgroßmutter der heutigen Friedensbewegung“ sagt Ulrich Klan, der Vorsitzende der Wuppertaler Armin T. Wegner Gesellschaft.
Heute, hundert Jahre später, ist Klan selbst in der Friedensbewegung aktiv. Der Gesamtschullehrer hat neben der Wegner-Gesellschaft einige Initiativen mitbegründet: Mit dem Musikernetzwerk Lebenslaute protestiert er z.B. vor Abschiebungsgefängnissen, Waffenfabriken wie Heckler&Koch, dem Bundesamt für Verfassungsschutz und im Hambacher Forst – stets in friedlichen Blockaden mit klassischer Musik. Mit solchen Aktionen des zivilen Ungehorsams hat das Kollektiv viel Aufmerksamkeit erregt und wurde 2014 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet. Mit der Bürgerinitiative FREIe HEIDe verhinderte er die Nutzung des Truppenübungsplatzes Wittstock als Luft-Boden-Schießplatz. Dafür wurde die Initiative 2007 mit dem Göttinger Friedenspreis geehrt. Zudem ist der 66-Jährige seit 40 Jahren Teil der Satire-Band Fortschrott, die oft bei Streiks und Demonstrationen spielt. „Ich bin für Frieden, für Zivilcourage und immer strikt gegen Gewalt“, so Klan. Dabei stehe er auch in der Tradition Stöckers.
Wichtig ist ihm auch, an Stöckers Verdienste zu erinnern: Mit der Wegner-Gesellschaft setzte er sich dafür ein, dass vor der Volkshochschule ein Denkmal zu ihren Ehren errichtet wurde, und er organisiert das Festival Erinnern an die Zukunft, das am 5. Mai beginnt (siehe unten). Es findet statt anlässlich der 150. Geburtstage von Helene Stöcker und der Elberfelder Schriftstellerin und Künstlerin Else Lasker-Schüler, sowie des 100. Todestags des Schriftstellers Gustav Landauer. Als Höhepunkt ist das Else-Helene-Fest angekündigt (25.5.). Ein Vortrag informiert über das Leben von Helene Stöcker (27.5.).
Erinnern an die Zukunft Festival | 5. bis 28.5. | diverse Zeiten und Orte in Wuppertal | www.erinnern-an-die-zukunft.de
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frieden-fragen.de | Die pädagogische Seite beantwortet Fragen zu Krieg & Frieden und bietet ein Lexikon von A wie „ABC-Waffen“ bis Z wie „Zwangsrekrutierung“.
erinnern-an-die-zukunft.de | Das Programm zum Wuppertaler Zukunftsfestival (5. bis 28. Mai), in Erinnerung an Helene Stöcker, Else Lasker-Schüler und Gustav Landauer.
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