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Macht auch am Keyboard eine gute Figur: Martin Zingsheim
Foto: Karin Engels

Zwischen Kinski und Rucola

27. August 2013

Martin Zingsheim zu Gast in der Bandfabrik

Mit seinen 29 Jahren noch ein ziemlicher Jungspund, kann Martin Zingsheim doch mühelos mit den ganz Großen des Genres mithalten und beweist, dass Alter nicht unbedingt gleich Können sein muss. Im Anzug und mit korrekt sitzender Frisur erweckt Zingsheim zunächst den Eindruck eines steifen und seriösen Versicherungsvertreters. Ein Eindruck, der sich binnen Sekunden in Nichts auflöst. In der Bandfabrik Wuppertal präsentiert der Kabarettist und Musiker sein erstes und bereits vielgelobtes Soloprogramm „OPUS MEINS“ als rhetorischen Rundumschlag.

Wie bei einer Achterbahnfahrt geht es ständig hin- und her zwischen laut und leise, energisch und besonnen. Die wenigen ernsten Momente, die gelegentlich herausschimmern, wie das Lied über die sozialen und politischen Missstände in Afrika, werden sogleich von einer ordentlichen Portion Zynismus überrollt: „Wir sind immer noch beim Kabarett, da nervt so ein emotionaler Scheiß.“ Überhaupt ist nie so recht klar, wohin der Weg eigentlich geht, einen roten Faden gibt es nicht, aber genau das macht die Sache auch so spannend.

Neben einer Definition von Liebe, die Zingsheim übrigens mit Entführung gleichsetzt, spielt er „Gitarrensoli“ auf seiner „ostdeutschen Gitarre“ und leistet so seinen „Beitrag zum Aufbau Ost.“ Dem aktuellen Bio-Hype begegnet er gelassen und plant stattdessen selbst die Eröffnung eines völlig überteuerten Bioladens in Köln, zusammen mit Kumpel Karlheinz, und widmet das folgende Lied den „pseudo-intellektuellen Besserverdienern der Generation Rucola.“ Zwischendurch hält er immer wieder inne, um in aller Ruhe und mehr zu sich selbst, „ach ja“ und „schön“ zu säuseln. Diese Besinnlichkeit ist allerdings nur von kurzer Dauer, denn gleich darauf folgt eine Parodie der Oper „Carmen“ unter vollem Körpereinsatz am Klavier, oder ein Beschwerdebrief von Beethoven und Mozart, denen es gehörig auf die Nerven geht, dass ihre Musik zur Beschallung von Supermärkten missbraucht wird. Bereits hier zeigt sich Zingsheims Talent für wechselnde Stimmen und Dialekte.

Ein Liebeslied: Die esoterische Erika. Foto: Karin Engels

Allerdings ist ihm auch wichtig, etwaige Missverständnisse zu beseitigen und so begrüßt er sein Publikum nach der Pause mit den Worten: „Willkommen zum 2. Teil. Diesen spiele ich traditionell immer nach dem 1. Gibt es Fragen?“

Makabere Äußerungen wie die über unseren Außenminister Guido Westerwelle, der viel zu gesund lebe und lieber mal einen Fallschirmsprung wagen solle, werden mit einem einnehmenden Zahnpastalächeln vorgetragen, bevor die eigens ausgedachte „performance“ am Klavier präsentiert wird. Dabei wirft Zingsheim theatralisch den Kopf in den Nacken und erzählt beiläufig, sein Berater habe ihm den Tipp gegeben. Und so wird ein Song nach dem anderen gesungen, z.B. „Die esoterische Erika“ oder auch das leiseste Lied der Welt, „I love you, you´re perfect, now change.“ Ein wenig beängstigend, aber nicht minder unterhaltsam als der Rest, ist die als Zugabe gedachte Weihnachtsgeschichte, die Zingsheim als Klaus Kinski, Marcel Reich Ranicki und Herbert Grönemeyer vorträgt.

Karin Engels

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