Tagtäglich leisten sie die gleiche Arbeit – ob in Krankenhäusern, Kindertagesstätten oder in der Logistik. Und doch erhalten Frauen am Ende des Monats eine Gehaltsabrechnung, auf der eine geringere Summe steht als bei ihren männlichen Kollegen. Gender Pay Gap (zu Deutsch: „Geschlechter-Einkommenslücke“) nennen Soziolog:innen und Ökonom:innen diesen Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Brutto-Stundenlohn von Frauen und Männern. Und der fällt oft deutlich aus: Innerhalb der Europäischen Union liegt der Gender Pay Gap bei 16 Prozent (Stand 2014). Deutschland gehört zur Spitzengruppe: Hier bemisst sich die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen auf 21 Prozent.
Island hat damit Schluss gemacht: Als erstes Land der Welt hat es Anfang 2018 ein Gesetz verabschiedet, das – zumindest grundsätzlich – gleichen Lohn für gleiche Arbeit garantieren soll. Der sogenannte „Equal Pay Act“ verpflichtet Unternehmen zu einer fairen Bezahlung ihrer Mitarbeiter:innen. Reykjavík will damit auch bestehende Schlupflöcher unterbinden, denn unterschiedliche Entgelte sind in Island offiziell seit Jahren verboten.
Doch Konzerne argumentierten bisher mit der Art der Arbeit. Die Folge: Gerade in Branchen, in denen überwiegend Frauen arbeiten, wie zum Beispiel im Erziehungsbereich, wurden niedrigere Löhne ausgezahlt. Das verhindert nun ein Gleichwertigkeits-Prinzip. Ein Beispiel: Kindergärtner:innen dürfen nicht weniger verdienen als ein männlicher Fahrer, der für die Kita, also für den gleichen Betrieb, Lebensmittel, Spielzeug etc. liefert. Die Dauer der Ausbildung sowie die Qualifikation sollen in der Neuregelung verglichen werden.
Unabhängig von den Geschlechtern wird der Arbeit dadurch ein Wert beigemessen. Zudem liefert diese Vorgehensweise damit eine Transparenz, die es der Belegschaft ermöglicht, die Lohnzahlungen nachzuvollziehen. Dieses Verfahren wurde in Island von Maríanna Traustadóttir entwickelt Sie ist Gleichstellungsbeauftragte beim isländischen Gewerkschaftsbund. Schritt für Schritt wurden Unternehmen dazu verpflichtet, diese Regelung anzuwenden: Zunächst waren die Betriebe mit mehr als 250 Mitarbeiter*innen verpflichtet, schließlich auch die Belegschaft ab 25 Kolleg:innen. 2020 wurde das Gesetz erweitert: Unternehmen, die sich nicht daran halten, müssen nun eine Strafe von 385 Euro pro Tag begleichen. Das Vorbild Island wird sicherlich auch am 17. März zu hören sein. Dann demonstrieren Kolleg:innen in Deutschland beim „Equal Pay Day“ für eine faire Entlohnung ihrer täglichen Arbeit.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Geschlechterwandel
Intro – Neuer Feminismus
„Wir sind alle rassistisch“
Autorin Jacinta Nandi über weißen und intersektionalen Feminismus
Kraft für Geschlechterminderheiten
Das Yaya-Netzwerk aus Wuppertal
Frauen gegen Männer?
Zwischen Feminismus und Antifeminismus – Glosse
Feminismus für alle
Warum eine intersektionale Perspektive nötig ist
Unglaublich, aber essbar
Todmorden und die Idee der „essbaren Stadt“ – Europa-Vorbild England
Spielglück ohne Glücksspiel
Gegen teure Belohnungen in Videospielen – Europa-Vorbild: Belgien
Soziale Energiewende
Klimaschutz in Bürgerhand: Das Energy Sharing – Europa-Vorbild: Österreich
Exorzismus der Geisternetze
Bekämpfung von illegaler und undokumentierter Fischerei – Europa-Vorbild: Italien
Fessel für die Freiheit
Elektronische Fußfessel für häusliche Gewalttäter – Europa-Vorbild: Spanien
Grasen für die Natur
Wisente in den Karpaten schützen Klima und Artenvielfalt – Europa-Vorbild Rumänien
Zurück in die Freiheit
Geringe Rückfallquote bei Strafgefangenen – Europa-Vorbild Norwegen
Bildung für mehr Miteinander
Pflichtfach Empathie – Europa-Vorbild Dänemark
Soziale Bakterien
Den Ursprüngen sozialer Phobien auf der Spur – Europa-Vorbild: Irland
Ungefilterte Schönheit
Regeln für Influencer – Europa-Vorbild: Frankreich
Alltag ohne Hindernisse
Städtische Barrierefreiheit – Europa-Vorbild Schweden
Wir müssen reden!
Bürgerräte als demokratische Innovation – Europa-Vorbild: Belgien
Konzern in Arbeiterhand
Die Industriegenossenschaft Mondragón – Europa-Vorbild: Spanien
Menschenrecht gegen Polizeikontrolle
Die Allianz gegen Racial Profiling – Europa-Vorbild: Schweiz
Digitalisierung für alle
Technischer Wandel und Inklusion – Europa-Vorbild: Dänemark
Gemeinsam für gesunde Äcker
Europa-Vorbild: Niederlande – Prämien für die Agrarwende
Für Kunstfreiheit und Menschenrechte
Safemuse gibt verfolgten Künstler:innen sichere Zufluchtsorte – Europa-Vorbild: Norwegen
Weder Miete noch Eigentum
Genossenschaftliches Wohnen – Europa-Vorbild: Schweden
Digitale Bedürfnisse
Das Konzept Smart City – Europa-Vorbild: Finnland