Das andere Geschlecht ist kürzlich 70 Jahre alt geworden. Also die epochale Studie der Philosophin, Schriftstellerin und Feministin Simone de Beauvoir. So lange schon setzen sich Menschen mit beispielsweise diesem Satz auseinander: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es“. Heute ist die Gender-Debatte im Alltag angekommen und mit ihr der Zweifel an überkommenen Vorstellungen von geschlechtlicher Identität. Inwieweit sind Geschlecht und Sexualität biologisch und sozial geprägt? Welche Ungerechtigkeiten birgt es, wenn als normal nur gilt, wer eindeutig Frau oder eindeutig Mann zu sein scheint und sich auch so fühlt?
Längst versuchen Gesetze, der strukturellen Benachteiligung von Frauen gegenzuwirken oder sie berücksichtigen zusammen mit männlicher und weiblicher auch eine diverse Identität. Die Kritik am Patriarchat trägt offenbar zur vielbeschworenen Sensibilisierung der Gesellschaften bei. Kann der feministische Ansatz also allen Unterdrückten und Verdrängten helfen? Oder machen sich die, die für Gerechtigkeit streiten, unwissentlich neuer Ungerechtigkeiten schuldig? Die Gegner:innen des Feminismus sind indes auch nicht verstummt. Der Streit geht weiter.
Im Monatsthema NEUER FEMINISMUS diskutieren wir, warum es nicht genügt, wenn Frauen nun auch höchste berufliche Positionen selbstverständlich offenstehen, warum es sich lohnt, den neuesten Stimmen des Feminismus genau zuzuhören und wie Verständnis zu wecken ist für Menschen, die unter Diskriminierung leiden.
In unseren Interviews erklärt die Politologin Judith Goetz antifeministische Strategien unter anderem von Rechtspopulisten, die Autorin Kübra Gümüşay warnt vor rassistischen Vorurteilen innerhalb des Feminismus und die Autorin Jacinta Nandi wirbt dafür, sich kritisch mit eigenen Privilegien auseinanderzusetzen.
In Köln besuchen wir das Aktionsbündnis Frauen*streik, das für Frauen, Lesben, Inter- und Transidentpersonen eintritt, in Bochum das Antisexistische Aktionsbündnis Ruhr, das sich vor allem dem Sexismus in der linken Szene entgegenstellt und in Wuppertal das der Kunst- und Kulturszene entstammende intersektional-feministische Netz Yaya.
Intersektional. Klingt abgehoben? Es meint nur: Ein und derselbe Mensch kann zugleich aus vielen Gründen Opfer von Diskriminierung werden, beispielsweise wegen seines Geschlechts, seiner Hautfarbe, Religion, gesundheitlichen Verfassung oder wirtschaftlichen Lage. Dieser Einsicht verschaffte die US-amerikanische Juristin und Feministin Kimberlé Crenshaw im Jahr 1989 mit einem berühmten Aufsatz Gehör. Der Untertitel unseres Themas, „Von schwarzen Frauen lernen“, lehnt sich an diese Auseinandersetzung an. Dass Betroffene ungeachtet von Geschlecht, Körper, Glaube, Herkunft oder Klasse gehört werden, dass sie Solidarität erfahren – das verdanken wir nicht zuletzt dieser prägenden Phase des neuen Feminismus.
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„Wir sind alle rassistisch“
Autorin Jacinta Nandi über weißen und intersektionalen Feminismus
Kraft für Geschlechterminderheiten
Das Yaya-Netzwerk aus Wuppertal
Frauen gegen Männer?
Zwischen Feminismus und Antifeminismus – Glosse
Geschlechter-Gerechtigkeit in der Lohnabrechnung
Der isländische „Equal Pay Act“ – Europa-Vorbild: Island
Feminismus für alle
Warum eine intersektionale Perspektive nötig ist
Weihnachtswarnung
Intro – Erinnerte Zukunft
Ran an die Regeln
Intro – Verspielt
Wie gewohnt
Intro – Europa
Ausgefischt
Intro – Meeresruh
Machtspiele
Intro – Gewaltrausch
Natürlich wählen
Intro – Unsere Tiere
Wahlverwandt
Intro – Beziehungsweisen
Gefahrenzulage
Intro – Arbeit oder Leben?
Ablenkungsversuch
Intro – Hab’ keine Angst
Gelassen ernst
Intro – Unheimlich schön
Zeit des Verlangens
Intro – Ganz schön empfindlich
Politik mit Vorsatz
Intro – Nach der Demokratie
Weihnachtswunder
Intro – Geben und nehmen
Wer die Demokratie gefährdet
Intro – Wer bewacht die Wächter?
Bloß kein Erbarmen
Intro – Digital unverbunden
Wen Lindner so treibt
Intro – Schöne neue Zukunft
Erst die Tat, dann der Glaube
Intro – Grenzverletzung
Gesetz und Zufall
Intro – Geld oder leben
Stimmen machen Stimmung
Intro – Mundwerk