Ein Gespenst geht um in Europa. Diesmal weht der Wind jedoch aus einer anderen Richtung. Die Stimmung kippt. Nach rechts. Auch Wuppertal bleibt von diesem Ruck nicht verschont. Wie in vielen anderen Städten finden sich auch hier rechte Gruppierungen, Politiker und Aufmärsche. Doch die Schwebebahnstadt kontert: „Es gibt hier viele Initiativen, die sich für Toleranz einsetzen. Doch dieser Gegenpol ist nicht unbedingt links. Das hat eigentlich eher was mit gesundem Menschenverstand zu tun“, erläutert Nina Bramkamp von der Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz. Die Organisation setzt sich für Aufklärung, Unterstützung und Beratung gegen Rechts ein. Und will damit die gesamte Gesellschaft erreichen. „Denn diese Entwicklung geht uns alle an – nicht nur die unmittelbar Betroffenen.“ Der Erklärungsversuch der starken Polarisierung greife zu kurz: „Wissenschaft und Gesellschaft ordnen links und rechts als gefährliche Randgruppen ein, dabei ist die sogenannte Mitte der wichtigste Teil der Problematik“.
Eine Homogenisierung der Tendenzen wird der Debatte nicht gerecht. „Wenn die Parteispitze Diskussionen wie um die Sammelbewegung lostritt, ist das nicht unbedingt im Sinne der Basisgruppen“, stellt Ole Denda von der Linksjugend Wuppertal klar. Eine weitere Hürde bei dem Versuch, die heutige Identität von „links“ zu definieren. Denn oft wird diese medial, gesellschaftlich und politisch abgestempelt. Sei es als links-grün versifft oder als radikal, als Linke/r müsse man sich ständig rechtfertigen. „Es ist paradox, wenn die Kollegen bei der Arbeit meine Ansichten befürworten, aber mir trotzdem ständig sagen: Du bist in der falschen Partei.“ Also „links“ als Störenfried? Ebenso wie „rechts“?
„Wir werden oft als Mahner wahrgenommen. Die Probleme sind komplex – und deswegen auch unsere Lösungsvorschläge“, sagt Denda. Das brauche Zeit, um reflektiert zu werden. Eine frustrierte Bevölkerung reagiere eher auf knappe, simple Konzepte. „Wer sich übergangen fühlt, springt jetzt auf den Zug auf, da Rassismus wieder salonfähig wird“, sieht Bramkamp den rechten Nährboden keimen. Um dem Einhalt zu gebieten, brauche es Aktionen. „Wir haben uns noch nicht mit der Welt abgefunden”, so Denda zur Relation jung und links. „Die Linken haben aber kein Monopol auf diese Themen“, stellt Bramkamp wiederum klar.
Wuppertals Oberbürgermeister Andreas Mucke spricht von „politischer, rechtlicher und humanitärer Verpflichtung“, wenn er für die Seenotrettung plädiert. So stehen sie doch im Grunde alle für dasselbe: Ob mit Parteiprogrammen, Projekten oder öffentlichen Statements. Das ist nicht unbedingt links. Aber es ist die Gegenbewegung zu dem Rechtsruck, der an Deutschland und Europa zerrt. Und so lässt sich diese bunt gemischte, mutige Energie vielleicht so betiteln: Als Wille zur Demokratie.
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Aktiv im Thema
buendnis-toleranz.de | Bündnis von Innen –und Justizministerium, das zivilgesellschaftliches Engagement sammeln, vernetzen und bekannter machen will.
argumente-netzwerk.de | Zusammenschluss aus Einzelpersonen und Projekten in ganz Deutschland. Beobachtet rechtsextreme Entwicklungen und bietet u.a. antifaschistische Workshops und Seminare an.
nrweltoffen.de | Die Landesregierung stellt sich aktiv Rechtsextremismus und Rassismus entgegen: Mit demokratiefördernden Maßnahmen in der Jugendarbeit und in Schulen, sowie mit Projekten und Beratung.
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