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Hilma af Klint und Wassily Kandinsky, Installationsansicht Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, 2024
Foto: Achim Kukulies

Am Anfang der Abstraktion

13. Mai 2024

Hilma af Klint und Wassily Kandinsky in Düsseldorf – Kunst in NRW 05/24

Wir können uns gar nicht vorstellen, wie neuartig und ungewohnt diese Malereien damals waren, im frühen 20. Jahrhundert. Die Gemälde von Hilma af Klint und Wassily Kandinsky entstanden in Zeiten politischer Krisen, der Folgen der Industrialisierung und einer neuen Geschwindigkeit. Die wissenschaftliche Erkenntnis, dass sich Materie auflösen konnte, beförderte das Spirituelle. Hilma af Klint und Wassily Kandinsky veranschaulichen in ihren Bildern Beweglichkeit, das Nichtfassbare und Vergeistigung, den Kosmos. Kandinsky bewahrt skizzenhaft die Wirklichkeit, ehe er freie Formkonstruktionen in einem Fluidum schweben lässt. Hilma af Klint malt prismatische Aufspaltungen und fügt geometrische Formen in einen Farbraum ein. Partienweise malt sie realistisch und verknüpft so die geistige mit der irdischen Welt. 

Hilma af Klint (1862-1944) und Wassily Kandinsky (1866-1944) kannten sich nicht. Zu unterschiedlich waren die Biographien und auch die Rezeption. Zwar hat af Klint an der Kunstakademie in Stockholm studiert und war als Malerin mit Porträts und Landschaften erfolgreich. Bei ihrer freien Kunst aber blieb sie Außenseiterin. Ganz anders Kandinsky. Nach einem Rechts- und Wirtschaftsstudium in Moskau zog er nach München, wo er Malerei studierte. Er war Mitgründer der Künstlervereinigungen Blauer Reiter und Die Blaue Vier, in deren Ausstellungen sich die Avantgarde versammelte. 1922-32 lehrte er am Bauhaus in Weimar und Dessau und emigrierte dann nach Frankreich, wo sein Ruhm weiter wuchs. 

Gemeinsam ist ihnen aber die Beschäftigung mit der Anthroposophie Rudolf Steiners. Af Klint und Kandinsky hatten 1908 seine Vorlesungen gehört, in Stockholm bzw. München. Steiner hat sogar af Klint in ihrem Atelier besucht und ihr zehnteiliges Hauptwerk „Die Zehn Größten“ (1907) gesehen, aber ohne etwas zu sagen … In der Kunstsammlung NRW nun blickt man auf diese riesigen Tafeln mit Scheiben und ornamentalen Bändern ohne jeden Maßstab. Man kann nur staunen. Kandinsky steht dem, auch in Düsseldorf, in nichts nach. Und auch von ihm sind etliche Hauptwerke zu sehen: Die Ausstellung ist hochkarätig, lehrreich und mitreißend schön. 

Hilma af Klint / Wassily Kandinsky | bis 11.8. | K20 Kunstsammlung NRW in Düsseldorf | 0211 838 12 04

Thomas Hirsch

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