Eine Ausstellung mit dem großen Maler Gerhard Richter ist nicht gerade ungewöhnlich, aber im Kunstpalast in Düsseldorf fällt sie ganz anders aus. Die Exponate stammen von privaten Sammler:innen aus dem Rheinland, ergänzt um Bilder in Firmenbesitz: Kunstwerke also, die sonst nicht in die Öffentlichkeit kommen. Geboren wurde die Idee einer solchen Ausstellung zu Coronazeiten, als alles nur mit angezogener Handbremse planbar war: ohne teure Ferntransporte, ohne Reisen der Kuratoren, flexibel in der Terminierung usw. Aus einem Konzept der Not wurde nun eines der Tugend, das Gerhard Richter in einem üppigen Überblick von 1964 bis 2017 vorstellt.
Ausgestellt sind rund 120 Exponate, darunter 80 Gemälde, in stilistischer Abfolge gehängt. Als Manko erweist sich, dass Gerhard Richter direkt nach Abschluss seines Kunststudiums 1964 von Galerien vereinnahmt wurde; schon im darauffolgenden Jahr hat das renommierte Museum Haus Lange in Krefeld seine Werke gezeigt. 1972 stellte er auf der Documenta und im Deutschen Pavillon auf der Biennale Venedig aus. Seine Werke waren entsprechend früh begehrt und teuer, die wichtigen Bilder machten Museums- und Unternehmenssammlungen unter sich aus. Gewiss haben jetzt, im Kunstpalast, viele Besitzer:innen ihre Schätze zur Verfügung gestellt; „ikonische“ Werke aber gibt es lediglich aus den frühen Phasen zu sehen.
Gerhard Richter bleibt im Kunstpalast der erfindungsreiche, Realismus und Abstraktion überspielende Meister. Die gegenseitige Beeinflussung der Phasen wird anschaulich und man entdeckt das ein oder andere sensationelle, unerwartete Werk. Auf die frühen Schwarzweiß-Verwischungen der Fotobilder folgen die Wolkenbilder, die Vermalungen und die grauen Tafeln, anschließend die Rakelbilder mitsamt der Rückkehr zum Gegenständlichen. In Düsseldorf macht ein solcher Überblick zusätzlich Sinn. Gerhard Richter hat hier studiert, lange gelebt und als Professor an der Kunstakademie gelehrt, ehe er – damals, als sich in Düsseldorf kein geeignetes Atelier fand – nach Köln umzog. Vielleicht schaut der mittlerweile 92-jährige Künstler noch im Kunstpalast vorbei.
Gerhard Richter. Verborgene Schätze | bis 2.2. | Kunstpalast Düsseldorf | 0211 56 64 21 00
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