Karl Marx. Ökonom, Philosoph, Gesellschaftstheoretiker und politischer Journalist, dessen Geburtstag sich heuer zum 200. Mal jährt. Seine Ideen werden immer noch gebraucht, seine Gedanken immer noch studiert. Zum Beispiel in Wuppertal, wo die Marx-Engels-Stiftung ihren Sitz hat. In den 70er Jahren gegründet, findet man das Büro seit über 40 Jahren an der Gathe. Früher war nebenan eine Kneipe der Hell's Angels, mittlerweile sind es Imbissgeschäfte, ein Tatöwierstudio, ein Wettbüro und ähnlich harmlose Einrichtungen der einfachen Freizeitgestaltung.
Mit seinem in Barmen geborenen Kollegen, Freund und Mitstreiter Friedrich Engels verfasste Marx das kommunistische Manifest. Wuppertal, Moloch der Frühindustrialisierung, früherer Standort von Textilindustrie und -verarbeitung, dem Inbegriff von Ausbeutung der Arbeiterklasse, ist genau der richtige Standort für die kämpferisch angelegte Erinnerungskultur, wie sie von der Marx-Engels-Stiftung betrieben wird.
Während sich die Internationale Marx-Engels-Stiftung mit Sitz in Amsterdam der wissenschaftlich orientierten Forschung widmet, versucht die hiesige Marx-Engels-Stiftung (MES), das Werk nicht vor allem kritisch auszulegen, sondern vielfältig zu vermitteln, beispielsweise in Vorträgen, Diskussionen und Tagungen, die so unterschiedliche Titel tragen wie „Materialistische Philosophie und Wissenschaft im antiken Indien“, „Die Außenpolitik der USA unter Trump“, „Zur Rolle von Kunst im Klassenkampf “ oder „Elektromobilität – eine Alternative?“.
„Einfaches, das schwer zu machen ist“ – so lautet die Devise der Stiftung, die auf Spenden angewiesen ist, da sie von keiner politischen Partei oder Organisation unterstützt wird. Die Mitglieder der MES, alte und auch neue StreiterInnen der linken bis kommunistischen Szene, versuchen, Marx' und Engels' Ideen von einer befreiten Arbeiterschaft und gleichberechtigten Gesellschaft in unsere Zeit zu transformieren und den Menschen Denkanstöße zu liefern, um das eigene und gemeinsame Leben zu verbessern.
Wo wäre dieser hehre Anspruch besser aufgehoben als in Wuppertal im Bergischen Land, wo die Schere zwischen Arm und Reich besonders weit auseinander geht. Wuppertal gehört zu den Städten mit den meisten Einkommensmillionären NRW-weit auf der einen Seite und der höchsten Rate an Privatinsolvenzen andererseits. Wie lässt sich diese Kluft verringern oder sogar schließen? Die MES setzt sich mit dieser Frage auseinander und versucht, zeitgemäße Antworten zu finden. Und sind die Ziele eines Tages erreicht, oder brauchen KlassenkämpferInnen auch nur mal eine Pause, dann geht es vielleicht in den nahen, zum Café umfunktionierten Wartesaal des Mirker Bahnhofs. Das Café Hutmacher gehört zu einem Kulturzentrum, dessen Name Marx sicher gefallen hätte und der auch auf ganz Wuppertal irgendwie zutrifft: Utopiastadt.
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