Die Welt in unseren Händen. Ein großes Wort – und längst Alltag. Was braucht es, damit allein Kaffee, Tee oder Kakao in hiesige Marktregale finden? Ganz zu schweigen davon, was in einem Smartphone zusammenkommt: von der Metallgewinnung, vielleicht im Kongo oder in der Provinz Fujian bis zur finalen Fertigung vielleicht im indischen Noida? Welche Kunststoffmischungen? Welches Wissen internationaler Teams aus den Bereichen Logistik, Konstruktion, Programmierung, Design und Marketing? Welche Arbeitsleistungen, oftmals unter ausbeuterischen, lebens- und gesundheitsgefährdenden Bedingungen? Welche Naturzerstörung? Schließlich: Wie wird es entsorgt oder wiederverwertet? Ob Hemd, Jumbojet oder Erdgas-Pipeline: Konsum verbindet die Welt – aber er eint sie nicht. Wem das nicht gleichgültig ist, der kann nicht mit ruhigem Gewissen kaufen und verbrauchen. Aber es gibt Spielräume, beispielsweise sich für ein nachhaltigeres Produkt zu entscheiden oder darauf ganz zu verzichten, für faire Handelsregeln zu streiten oder dafür, dass eine bessere Welt möglichst vielen Menschen vorstellbar und erstrebenswert wird. Im Monatsthema UNFREIER HANDEL gehen wir dem nach.
Unsere Leitartikel hinterfragen anlässlich des Putsches in Bolivien vor einem Jahr die Formel „Wandel durch Handel“, folgen der verheerenden Spur des Leichtmetalls Lithium, das unter anderem für Elektromobilität unverzichtbar scheint und fragen, was ein Lieferkettengesetz zu verantwortungsvollem Konsum beitragen kann.
In Interviews sprechen wir mit Helena Peltonen von Transparency International darüber, wie Freihandel und Frieden zusammenhängen, mit der Inkota-Referentin Lena Luig über die Schäden, die der Einsatz von Pestiziden im globalen Süden anrichtet und mit dem Designer Max Gilgenmann über fair produzierte Mode.
In Köln besuchen wir das Allerweltshaus in Ehrenfeld, das soziales Engagement mit globaler Bildung verbindet, in Dortmund-Derne den Lernbauernhof Schulte-Tigges, der Verbraucher nach den Prinzipien solidarischer Landwirtschaft beteiligt und in Wuppertal Akteure vom Runden Tisch Fairer Handel.
Handels- wie Handlungsfreiheiten stehen auch in der Corona-Krise unablässig zur Diskussion. Mit dieser Verantwortung setzt sich eine überwältigende Mehrheit der Gesellschaft nach wie vor konstruktiv auseinander und erkennt an, dass die virale Gefahr einschneidende Maßnahmen erfordert. Dennoch: Der zweite Lockdown gefährdet erneut wirtschaftliche Existenzen gerade in der Kunst- und Kulturszene. Auch wir, der Verlag Berndt Media, müssen unser Vorgehen immer wieder hinterfragen, da verlässliche Planungen allerorten unmöglich bleiben. Mit Rezensionen, Interviews und Ausblicken widmet sich die vorliegende Ausgabe sowohl dem Dezember als auch dem Januar. Komme, was wolle: Die Mischung kann sich sehen lassen – sind wir sicher.
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„Das Gesetz umsetzungsfähig machen“
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Fair handeln
Moralische Verantwortung in Handelsketten – Teil 1: Leitartikel
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Ein Hauch von Chile ’73
Kapital und Demokratie – zwei Seiten einer Medaille? Wohl eher nicht! – Teil 2: Leitartikel
„Globalisierung wird pure Friedenspolitik“
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Offene Türen
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Der Kampf um das neue Öl
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„Viele Vergiftungen werden nicht erfasst“
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Wiens ökologischer Alleingang
Wien verbietet Glyphosat. Und scheitert an der EU – Europa-Vorbild: Österreich
Ran an die Regeln
Intro – Verspielt
Wie gewohnt
Intro – Europa
Ausgefischt
Intro – Meeresruh
Machtspiele
Intro – Gewaltrausch
Natürlich wählen
Intro – Unsere Tiere
Wahlverwandt
Intro – Beziehungsweisen
Gefahrenzulage
Intro – Arbeit oder Leben?
Ablenkungsversuch
Intro – Hab’ keine Angst
Gelassen ernst
Intro – Unheimlich schön
Zeit des Verlangens
Intro – Ganz schön empfindlich
Politik mit Vorsatz
Intro – Nach der Demokratie
Weihnachtswunder
Intro – Geben und nehmen
Wer die Demokratie gefährdet
Intro – Wer bewacht die Wächter?