Prägen schlechte Nachrichten die Welt? Übles, im Großen wie im Kleinen, zieht die Aufmerksamkeit jedenfalls verlässlich auf sich. Das überrascht nicht, bedenken wir, dass ein ausgeprägtes Gefahrenbewusstsein dem Überleben einer Art förderlich ist. Gefallen an der Schönheit der Natur mag unseren frühesten Vorfahren schon gegeben gewesen sein, ihr Überleben ist aber der Vorsicht gegenüber Säbelzahnkatze & Co zu verdanken.
Vielleicht begegnet uns ein Extrem dieses Erbes in ZynikerInnen, die an nichts und niemandem etwas Gutes lassen, wie nach dem Motto: Wer alles gesehen hat, sieht nur noch schwarz; Pessimismus als Ausweis von Lebenserfahrung, obwohl der Säbelzahn allenfalls noch in Richtung des gemütlichen Fernsehsofas knurrt und uns zumindest hierzulande menschenfressende Raubtiere vor langer Zeit ausgegangen sind – auf deren Rolle die zurückgekehrten Wölfe übrigens gewiss nicht scharf sind. Wo es an Gelegenheiten mangelt, gehörig Adrenalin auszuschütten, lockt es vielleicht, selbst welches nachzukippen; dass sich der Stress einstelle und mit ihm das ersehnte Gefühl, lebendig zu sein.
Aber langsam. Gute Gründe, sich zu gruseln, gibt es ja wirklich, und Sorgen sind nicht gleich einem behaglichen Leben zuzuschreiben. Auch düstere Weltbilder gehören zur Welt und brauchen nicht verteufelt zu werden, sondern sie treffen hier und da ins Schwarze. Als Werkzeuge zur Auflagen- und Reichweitensteigerung in Medien oder Politik könnten sie aber einer Resignation Vorschub leisten, die uns nicht gleichgültig sein kann.
Aber absolut pessimistisch geht es ja gar nicht zu in unserer Öffentlichkeit. Auf eine düstere Diagnose folgt bald ein Therapievorschlag oder ein Verweis auf Gegenbeispiele. Rede und Gegenrede schallen routiniert und lautstark durch die Lande. So werden im Gegenzug auch naive Optimismen mit der nötigen Abgeklärtheit konfrontiert – was aber nicht heißen muss, dass dieses Wechselspiel ausgewogen verläuft. Und es kann tatsächlich zur Lebenskunst zählen, angesichts unaufhörlicher Verwerfungen zuversichtlich zu bleiben.
Ist es Einbildung, oder gibt es in diesen Tagen reichlich Gelegenheit, in diesem Sinne Mut zu sammeln? Nicht, dass die politischen Parteien sich mit Vorschlägen dazu überbieten, wie politische, soziale und ökologische Gerechtigkeit zu gestalten sind. Trotzdem tut sich hier einiges, erfahren diese Herausforderungen neue Aufmerksamkeit in Gesellschaft, Wissenschaft und Politik. Und hier und da tut sich doch schon was.
Im Monatsthema GUTE NACHRICHTEN spüren wir solchen Entwicklungen nach: vom Lobby-Register fürs EU-Parlament über politische Partizipation mittels sozialer Medien, solidarischen Protest für Flüchtlinge und Seenot-RetterInnen, das neue Interesse an besseren Lebensmitteln bis zur Verringerung des Plastikmülls. Aufregend geht es auch hier zu.
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