„Ein Norweger auf dem Jakobsweg“ – der Titel des neuen Comics des international erfolgreichen Zeichners Jason sagt eigentlich schon alles. Mit seinem feinen Strich und seinem ebenso feinen Humor erzählt er autobiografisch von seiner säkularen Pilgerreise auf dem Jakobsweg. Weder die wie immer bei ihm anthropomorphen Tierfiguren als Protagonisten noch der zeichnerische Minimalismus stören die Einfühlung in Jasons ganz unreligiöse Beobachtungen (Reprodukt).
„Private Venus“ ist eine Adaption von Giorgio Scerbanencos „Venere Privata“ von 1966, der Auftakt von vier Duca Lamberti-Krimis, mit denen der Autor kurz vor seinem Tod 1969 großen Erfolg feiern konnte. „Private Venus“, 1970 auch verfilmt, erzählt von dem Arzt Lamberti, der wegen Sterbehilfe drei Jahre einsaß und nun einem Industriellen-Sohn beim Entzug helfen soll. Hinter dessen Sucht und Depression verbirgt sich das Geheimnis um einen Mord an einer jungen Frau, den Lamberti aufklären will. Brutal wie üblich für einen italienischen Giallo-Krimi, konfrontiert auch Paolo Bacilieris Adaption mit einem traurigen und brutalen Italien jenseits der Urlaubspostkarten. Ein bisschen fühlt man sich vielleicht an Jacques Tardis lakonische Nestor Burma-Adaptionen erinnert – vor allem der Zeichenstil weckt Assoziationen zum französischen Meister. Nur dessen Humor fehlt komplett (avant verlag).
Noch ein Italiener: Sergio Ponchione zollt in „Memorabilia“ seinen Comichelden Tribut. Nicht den fiktiven Figuren, sondern den Künstlern dahinter wie Steve Ditko („Spider-Man“), Jack Kirby (kreative Kraft bei Marvel), Wallace Wood (MAD; Marvel), Will Eisner, Begründer der Graphic Novel oder dem Fantasy-Meister Richard Corben. Ponchione baut seine Hommage in kleine narrative Rahmen und imitiert die Stile seiner Vorbilder in dieser Story über das Who-is-Who der Comicgeschichte (avant verlag).
Comic kann man „Kant – Vom Aufbruch der Gedanken“ von Jörg Hülsmann nicht unbedingt nennen. Eher eine illustrierte, aus Zitaten collagierte Biografie des Philosophen, der in seinem Jubiläumsjahr natürlich auch in einem ‚Comic‘ gewürdigt werden muss. Das ist informativ, aber für Kant-Kenner zu oberflächlich, für Laien vielleicht verwirrend, und für Comic-Fans zu wenig Comic. Am ehesten ein philosophisches Coffee Table-Buch (Knesebeck).
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