Wer über die Kleidung muslimischer Frauen spricht, kommt schnell in ein Dilemma. Kaum jemand in Deutschland würde zum Beispiel widersprechen, dass ein Kleidungsstück wie die Burka Ausdruck einer rückwärtsgewandten Gesellschaft ist, in der Frauenrechte nicht selten auf das Übelste unterdrückt werden. Andererseits: Steht die liberale europäische Gesellschaft nicht auch für den Schutz der Freiheiten von Minderheiten? Also auch für die modisch-kulturellen Eigenheiten anderer Kulturen? Ist eine Anti-Verschleierungs-Vorschrift deshalb nicht auch eine Form von weiblicher Unterdrückung?
Dies Fragen benennen ein Dilemma, das Provinzpossen, wie etwa die Einmischung eines französischen Strandpolizisten in das Burkini-Outfit einer weiblichen Urlauberin, zu gewaltigen Medienspektakeln hochstilisiert und populistische Selbstdarsteller von nah und fern auf den Plan ruft. Man könnte es am vernünftigsten finden, über derlei modisch-politische Verwicklungen erst gar nicht zu berichten. Leider ist es nur so: Wer den Diskurs verlässt, der überlässt der plumpen Masse am politischen Rand gleich ganz das Feld.
In Schottland geht man einen anderen Weg: Man versucht die Emotionen aus der Kleidungsdebatte zu nehmen. Der Ansatz klingt erst einmal ungewöhnlich: Der Hijab, das traditionelle Kopftuch des Islam, wurde dort in den Status einer offiziellen Polizeiuniform erhoben. Das bedeutet: Muslimische Frauen können, wenn sie mögen, den Hijab (nicht die Burka) bei ihrer Arbeit tragen und sind dabei gesetzlich besonders geschützt.
Diese Kleiderordnung ist weniger als Zugeständnis gegenüber dem Islam gedacht, sondern soll vielmehr den Dialog mit den muslimischen Communities der Region erleichtern. Die Statuten sehen dabei vor, dass die Zusammensetzung der Polizeimitarbeiter möglichst genau dem Bevölkerungsmix im Land entspricht. „Representing the communities we serve“, nennt das die Behörde leicht pathetisch.
Doch bisher sind die Minderheiten im Land in der Polizei stark unterrepräsentiert. Besonders im Fall muslimischer Frauen hat die schottische Polizei ein massives Anwerbeproblem. Dort soll die neue Hijab-Uniform nun neue Anreize schaffen. Es ist eine Geste mit pragmatischer Aussagekraft. Das Kalkül: Wenn die Minderheiten mit all ihren Eigenheiten von den Behörden repräsentiert werden, nimmt das den Wind aus den Segeln all jener, die versuchen eine Fundamentalopposition gegenüber der Gesellschaft aufzubauen.
Ein bisschen spiegelt sich in der Regelung aber auch britisches Understatement wider. In London dürfen Polizeifrauen schon seit über 10 Jahren den Hijab tragen. Genauso ist gläubigen Sikhs ein Turban im Polizeidienst erlaubt. Es gab dort sogar einmal eine ernsthafte Diskussion darüber, ob man nicht auch Dreadlocks im Polizeidienst erlauben solle. Schließlich gäbe es über 10.000 Rastaman in der Stadt, die man mehr für den Polizeidienst begeistern müsse.
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www.lib-ev.de | Liberal-Islamischer Bund
www.si-wuppertal.de | Soroptimistinnen Wuppertal. Service-Club für Frauen in verantwortlichen Positionen im Berufsleben
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