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„Manchmal hilft die Vernunft“

30. Januar 2014

Lorenz Hoffmann-Gaubig über die verkehrspolitischen Folgen der Sperrung der B7 – Thema 02/14 Mobilität

engels: Herr Hoffmann-Gaubig, droht Wuppertal durch die Sperrung der B7 in diesem Jahr das Verkehrschaos?
Lorenz Hoffmann-Gaubig:
Nein, das glaube ich nicht. Die Planungen sehen ja vor, dass das Stadtzentrum von Elberfeld nach wie vor mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Auch wird die Zufahrt zu den Parkhäusern weiter möglich sein. Stark eingeschränkt wird nur der Durchgangsverkehr.

Wie also soll man dann durch Elberfeld durchkommen?
Gar nicht. Für die zentrale Verkehrsachse in Ost-West-Richtung gibt es kaum Straßen, die diese Funktion übernehmen können. Allerdings gibt es auf der Route mit der Schwebebahn und der Trasse für die S-Bahn und die Regionalbahn zwei extrem leistungsfähige Verbindungen des Öffentlichen Personennahverkehrs. Für Fahrräder haben wir spätestens 2015 eine hervorragende Verbindung über die Nordbahntrasse.

Aber nicht alle Autofahrer werden nun Bus und Bahn fahren. Wo wird der Verkehr dann fließen?

Lorenz Hoffmann-Gaubig
Foto: privat

Lorenz Hoffmann-Gaubig ist im Vorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Wuppertal/Solingen und Mitglied im Ausschuss für Verkehr des Rates der Stadt Wuppertal

Wer in Ost-West-Richtung an Elberfeld vorbei will, muss die Baustelle weiträumig umfahren. Die A 46 wird noch mehr frequentiert werden. Aber auch die Strecke über die Südhöhen kommt dafür in Frage. Diesen zusätzlichen Verkehr werden andere Strecken trotzdem nur schwer bewältigen können. Deshalb ist es wichtig, dass möglichst viele WuppertalerInnen auf Bus, Bahn und Fahrrad umsteigen. Das Problem gilt aber bei einer offen gehaltenen B7 genauso. Nur steckt dann der Verkehr mit Ziel Zentrum ebenfalls im Stau.

Wie wollen Sie diesen Bewusstseinswandel erreichen?
Manchmal hilft die Vernunft. Die Autofahrer werden feststellen, dass sie mit anderen Verkehrsmitteln schneller sind. Wer einmal den Öffentlichen Nahverkehr benutzt, stellt fest, dass das gar nicht so schrecklich ist und der macht das dann auch häufiger. Aber auch die Einzelhändler könnten helfen und wie schon zur Weihnachtszeit praktiziert, zentrale Ausgabestellen an den Bushaltestellen und am Hauptbahnhof organisieren. Die Stadtwerke könnten ein Kombiticket, Parken verbunden mit Bus- und Bahnfahren, anbieten. Fahrradfahren macht man attraktiv, indem man vernünftige Strecken und trockene und diebstahlsichere Abstellmöglichkeiten bereitstellt. Parkhäuser könnten doch durchaus auch Plätze für Fahrräder anbieten. Wir sind gerade dabei mit der städtischen Verkehrsplanung auf der Talachse eine sichere Radroute zu planen, um auch während der Umbauzeit möglichst nah an den Hauptbahnhof zu kommen.

Insgesamt gibt es bereits jetzt mehr Radfahrer in der Stadt als früher. Woran liegt das?
Zum einen gibt es ja nun durch den Umbau der Bahntrassen einige attraktive Radwege. Insgesamt gibt es im ganzen Land einen Trend zum Fahrrad. Auch die Stadt berücksichtigt bei Umbauten immer mehr den Radverkehr. Und wer viele Strecken mit Steigungen hat, nutzt inzwischen immer häufiger ein Pedelec. Da verlieren die Steigungen ihren vorher oft vorhandenen Schrecken.

Viele kritisieren pauschal den Umbau vom Döppersberg. Ist die Kritik berechtigt?
Ich kann nicht verstehen, wie Menschen ernsthaft die Notwendigkeit in Zweifel ziehen können. Man muss schon liebesblind gegenüber der Heimatstadt sein, um die Katastrophe Döppersberg nicht zu erkennen: Ein Busbahnhof, der nicht mal Platz für alle gleichzeitig verkehrenden Busse hat. Für Mobilitätsbehinderte ist das ein Hindernislauf. Ein Fußgängertunnel, der im Volksmund „Harnröhre“ genannt wird. Heruntergekommen, dreckig, provinziell. Das ist ein Ort zum sofort wieder abreisen.
Allerdings ist der Umbau längst viel zu weit fortgeschritten, um noch davon abrücken zu können.

INTERVIEW: LUTZ DEBUS

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