Pfiffe, Zischen, Gelächter: Der Misserfolg von Giuseppe Verdis zweiter Oper „Un giorno di regno“ („König für einen Tag“) war beispiellos. Abgesetzt nach nur einer Aufführung – so etwas hatte auch Richard Wagner mit „Liebesverbot“ erlitten.
Auch auf ein anderes Stück Verdis – „Falstaff“, sein Abschied von der Opernbühne – spielt Roman Hovenbitzer in seiner Inszenierung des Jugendstreichs an: Hermann Feuchter hat die Gelsenkirchener Bühne mit einem drehbaren Portal nach hinten abgeschlossen, dekoriert die Wände mit skizzenhaft gemalten Porträts – offenbar berühmter Gesangsgrößen. Der Raum soll an Verdis Stiftung, die „Casa di Riposo“ in Mailand erinnern, ein Altersheim für Sänger und Musiker. Den Raum dominiert ein gewaltiger Flügel, auf dem Georg Hansen als alter Verdi mit Zylinder und weißem Schal die wenigen Rezitative begleitet. Der Maestro, wir wie ihn aus dem Porträt von Giovanni Boldini kennen, möchte diesmal aber nicht sein Alterswerk „Falstaff“ gespielt wissen, sondern seine geschmähte Jugendoper – dafür plädiert aus dem Graben auch das Orchester.
Das ist ein Einstieg, der die Komödie in Gang bringt, aber zu einer möglichen Deutung des Stücks nichts Erkennbares beiträgt. In wirkungsvoll überzeichneten Kostümen von Johanna Ralser lässt Hovenbitzer die Sänger bewegungsfroh agieren, betont aber auch in Momenten des Innehaltens, dass etwa eine Figur wie die um ihre Liebe fürchtende Marchesa del Poggio (mit technisch sicherem Wohllaut: Heejin Kim) ihre musikalische Sprache eher aus der ernsten Oper bezieht. Das mag auch ein Grund sein, warum Verdis Oper beim Publikum nicht ankam.
Ansonsten dürfte die rudimentär motivierte Geschichte um einen falschen polnischen König Stanislaus, dessen Autorität zwei junge Menschen vor aufgezwungenen Heiraten bewahrt, den Hauptgrund für Verdis Fiasko stellen. An der Musik kann’s nicht liegen: Die wirkt gut gearbeitet, lässt den späteren Melodiker ahnen und schlägt, etwa im Eröffnungschor, einen forschen Ton an, wie ihn Gaetano Donizetti in diesem Genre vermieden hätte. Mit Giuliano Betta am Pult trifft die Neue Philharmonie Westfalen eher den kruden jungen Verdi als einen eleganten Buffo-Ton; die jungen Protagonisten zeigen wieder einmal, wie schwer es ist, Belcanto locker und ausgeglichen zu singen.
Un giorno di regno | Musiktheater im Revier Gelsenkirchen | Wiederaufnahme ab 23.3.2024 | 0209 409 72 00
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