Hans Arp (1886-1966) und Max Ernst (1891-1976) haben sich gekannt, gut sogar, seit ihrer ersten Begegnung 1914 in Köln waren sie befreundet. 1919 haben sie die Kölner Dada-Gruppe mitgegründet und dort gemeinsame Collagen angefertigt; in Paris folgte später mit Tristan Tzara ihr Dada-Manifest. In Paris arbeiten sie 1926 auch, nun mit Joan Miró, im gleichen Atelierkomplex. Aber es geht noch weiter: 1954 wurden Beide zur Biennale Venedig eingeladen, auf der Max Ernst dann den Großen Preis für Malerei und Hans Arp den für Skulptur erhielt. Eine weitere gemeinsame Ausstellung fand 1960 in der Galerie Der Spiegel in Köln statt.
Indes haben beide Künstler unterschiedliche künstlerische Wege eingeschlagen: Während Max Ernst dem Surrealismus verbunden blieb, war dieser für Arp lediglich eine Durchgangsstation hin zur biomorphen Abstraktion. Den beiden großen Künstlern widmen sich nun seit einigen Jahren unabhängig voneinander zwei Museen, die sogar in der Nachbarschaft angesiedelt sind: das Arp Museum Bahnhof Rolandseck bei Remagen und das Max Ernst Museum in dessen Heimatstadt Brühl. Es macht Sinn, dass anlässlich des Freundschaftsbundes vor 100 Jahren und 60 Jahre nach der gemeinsamen Biennale-Ausstellung die Museen das Werk des jeweils anderen Künstlers vorstellen, noch im Dialog mit charakteristischen Arbeiten des Anderen.
Im LVR-Museum in Brühl geht es nun also um Hans Arp. Wie bei Max Ernst spielt die Konstitution der Figur eine wichtige Rolle hin zur Reduktion und Verknappung. Und wie Max Ernst reagiert Arp auf seine Zeit und deren künstlerische Tendenzen. Ausgehend von der geometrischen Abstraktion wendet sich Arp den Phänomenen der Natur mit ihren Metamorphosen von der Entstehung zum Vergehen zu. Seine Reliefs und Skulpturen sind organisch, geschwungen und sie erinnern noch an Wolken, die in der Tat ein wichtiger Bezugspunkt für Hans Arp waren. Wie vielgestaltig nun die Kunst von Arp auch innerhalb dieser Grenzen ausfällt, das verdeutlicht nun die Ausstellung, die ganz ungezwungen auftritt, ein Feld aus Sockel-Skulpturen bildet und auch auf Arps Beiträge bei der Biennale Venedig 1954 eingeht. Leichthin stellt sich auch der Bezug zu Max Ernst ein – und von diesem gibt es dann in Rolandseck, aber auch schon in Brühl, im Sammlungsflügel, viel zu sehen.
Der Arp ist da! | bis 22.2.15 | Max Ernst Museum Brühl des LVR | 02232 579 30
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