Es fügt sich gut. Während in der Kunstsammlung NRW die große Ausstellung zu Alexander Calder läuft, werden in K21 im Ständehaus mit Tomás Saraceno und im Labor von K20 am Grabbeplatz mit Zilvinas Kempinas zwei einstige Preisträger der Calder-Foundation präsentiert. Natürlich gibt es bei diesen jüngeren, bereits international etablierten Künstlern entfernte Verwandtschaften zu Alexander Calder. Im Falle von Kempinas, der jetzt also im gleichen Haus in Düsseldorf ausstellt, betrifft dies die linearen Glieder seiner Installation mit ihrer angedeuteten Variabilität und Kinetik.
Aber zunächst einmal ist es stockdunkel im langgestreckten Raum, den man durch eine schwere Tür betritt. Stehen bleiben und sich zurechtfinden, die Augen an die Dunkelheit gewöhnen, gehört zur Erfahrung dieser Arbeit. Im roten Licht ist dann ein Wald aus einzeln zwischen Boden und Decke verspannten, teils zusammengerückten reflektierenden Stäben zu sehen. Durch diese kann sich der Betrachter seinen Weg suchen, hin zum noch dunkleren hinteren Bereich. Gleichzeitig flimmert an der Längswand ein reliefartiges Feld aus Streifen, deren Materialität (es sind Videobänder) zunächst nicht erfahrbar ist. Beobachten und Bewegen, mithin die eigene körperliche Empfindung werden zum Thema dieser Arbeit, die noch die Vorstellung einer kargen und doch romantischen Landschaft bereithält, aber auch rein spielerisch begriffen werden kann. Der „Darkroom“ – als Terminus technicus für die fotografische Dunkelkammer – ist bei Zilvinas Kempinas gleichzeitig Forschungslabor und Spiegelkabinett an den Grenzen der synästhetischen Erfahrung.
Zilvinas Kempinas wurde 1969 in Litauen geboren. Er hat in Vilnius und in New York studiert, wo er dann geblieben ist. Dort beginnt auch seine Karriere, mit ortsbezogenen Installationen im P.S.1 auf Long Island 2003. Alles andere, die Ausstellungen in den wichtigen Galerien und Museen auf der ganzen Welt, folgten wie von selbst. Aber auch wenn es diese Ausstellungsstationen nicht gäbe und wir nicht von der Prominenz des Künstlers wüssten: Seine Installation ist unglaublich schön und anregend und verdient es, gesehen zu werden. „Kindertauglich“ ist sie sowieso.
„Zilvinas Kempinas – Darkroom“ | bis 12. Januar 2014 in K20 Grabbeplatz in Düsseldorf | www.kunstsammlung.de
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