„Das Stück ist, wie es geschrieben steht, hieb- und kugelfestes Theater“, behauptet Franz Schreker von seiner Oper „Der singende Teufel“. Der in den zwanziger Jahren erfolgreiche Komponist schildert in den mehr als drei Stunden packenden Musiktheaters ein „frühes Mittelalter“, geprägt von der Konfrontation zwischen einem christlichen Kloster und einer gewalttätigen Schar von „Heiden“. Eine Riesenorgel soll mit ihren mächtigen Klängen das „rächende, vernichtende Kampfinstrument“ sein.
Zwei Mönche stehen sich dabei gegenüber: Der eine, Kaleidos, repräsentiert eine strikte und streitbare Kirche und will mit der vernichtenden Kraft des Orgelklangs ihre Gegner überwinden. Der andere, Amandus, ist eine Künstlernatur: Er baut in das riesige Instrument „stille Register“ ein, die im entscheidenden Moment die Gewalt besänftigen und von der Liebe singen sollen, die Kern des Christentums ist. Allein: Im entscheidenden Moment versagen die Register, der „singende Teufel“ schlägt zu, und erst im visionären Schluss der Oper, als Kloster und Instrument verbrennen, erklingen in der weißglühenden Orgel die silbernen Pfeifen „wie Himmelsstimmen – wie tausend Engel … in zauberischem Glanz – unversehrt – hell – verklärt – erblühend in Schönheit“.
Die Berliner Premiere des symbolgeladenen Spiels am 10. Dezember 1928 unter Erich Kleiber war vielleicht Schrekers größter Misserfolg. Im Publikum der Staatsoper randalierten SA-Männer, die Kritiken waren niederschmetternd. Nach 1933 durfte Schreker nicht mehr aufgeführt werden. Das Stück versank ins Vergessen, bis es John Dew 1989 in Bielefeld in einer – folgenlos gebliebenen – radikalen Umdeutung auf den Ost-West-Konflikt wieder aufführte.
Die Bonner Premiere dürfte die erste ungekürzte Aufführung seit der Uraufführung sein – sie ist gleichzeitig das Vermächtnis des Bonner Operndirektors Andreas K. W. Meyer, der am Karsamstag im Alter von 64 Jahren überraschend einem Herzversagen erlegen ist. Meyer verantwortete die Reihe „Fokus ‘33“ der Bonner Oper, die vergessene Opern erfolgreich auf ihre Aktualität befragt. Die klanggesättigte, die Kontraste schärfende Musik wird der Bonner GMD Dirk Kaftan dirigieren; in den Hauptrollen sind Mirko Roschkowski (Amandus), Anne-Fleur Werner (Lilian) und Tobias Schabel (Pater Kaleidos) zu erleben.
Der singende Teufel | 14. (Einführungsmatinee), 21. (P), 24., 28.5., 8., 10., 16.6. | Theater Bonn | 0228 77 80 08
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