Am 22. September stehen die nächsten Bundestagswahlen an. Eigentlich wäre dies eine gute Gelegenheit, mitzuentscheiden, wie es weitergeht, doch wie viel Sinn machen solche Wahlen überhaupt noch in Zeiten der „Postdemokratie“? Zu diesem Themenkomplex lassen wir nun eine Wuppertalerin und zwei Wuppertaler zu Wort kommen, die zwar kein repräsentatives Gesamtbild abgeben können, aber doch Einblick in die politische Befindlichkeit im Tal geben können. Wie denken ein Rapper, ein Schauspieler und eine Kabarettistin über das herbstliche Kreuzchen-Machen?
Nicht abgegebene Stimmen unterstützen Randgruppen wie die NPD
Moderator und Schauspieler David J. Becher kritisiert die Art von „Schlagzeilenjournalismus“. „Das finde ich nicht sehr differenziert“, sagt er und bedauert, dass sich die politische Berichterstattung meist nur auf die Skandale beschränkt. Für ihn ist allerdings eines gewiss: Die Wahlkabine lässt er sicher nicht verstauben, gewählt wird, so oder so. Auch wenn er findet, dass es ein wenig so sei, als hätte man „die Wahl zwischen Pest und Cholera“; entscheiden könne man sich letztlich nur für das kleinere Übel. Ganz andere Töne schlägt die politische Musikkabarettistin Jutta Koster an: „Für mich sind Wahlsonntage Festtage.Denn ich freue mich, dass wir wählen können, wer uns regiert.“ Demokratie sei für sie keine Selbstverständlichkeit, da andere ihr Leben für diese Freiheit riskierten. Doch auch ihr seien die eher geringen Aussichten, etwas zu bewirken, bewusst. Allein deswegen mache sie es Politikern nicht leicht, ihre Stimme zu bekommen. David J. Becher hat da eine pragmatischere Lösung für das Problem: Er sieht sich selbst als Wechselwähler und entscheidet meist in der Kabine, wen er wählt. Einen Fuß in der Politik-Tür hatte bis vor kurzem noch der Wuppertaler Rapper David Meelman. Als Mitglied bei DIE PARTEI wäre er fast Oberbürgermeister-Kandidat geworden, aber die Arbeit stand dem im Weg. Für ihn ist es ebenfalls wichtig, sich an den Wahlen zu beteiligen, auch wenn er den wachsenden Unmut gut verstehen kann: „Die Politiker halten eh nur wenig ihrer Versprechen.“ Trotz allem hätten seiner Meinung nach nur diejenigen wirklichen Grund zur Beschwerde, die sich auch aktiv an den Wahlen beteiligten. Immerhin würden die nicht abgegebenen Stimmen sowieso auf alle Parteien verteilt und demzufolge Randgruppen wie die NPD quasi indirekt unterstützt. In einem Punkt sind sich also alle drei einig: Wählen gehen ist wichtig und kann – trotz aller Politikverdrossenheit – etwas verändern oder zumindest ein Zeichen setzen. Bleibt nur abzuwarten, wie viele diesem Aufruf folgen werden.
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