Dieser Facebook-Eintrag war eindeutig: „Es stinkt mal wieder wie die Pest. Ist das überhaupt erlaubt, so viel Dünger und Gülle auf den Acker zu werfen?“, fragte der Anwohner einer landwirtschaftlichen Ackerfläche zur besten Düngezeit. „Was wohnst du auch in den Feldern“, lautete eine lapidare Antwort. Aber ein Umzug aus olfaktorischen Gründen ist natürlich auch keine Lösung.
Schlimmer als die Geruchsbelastung – es sei denn, man bekommt davon Kopfschmerzen – dürfte sowieso die Belastung des Grundwassers sein. Besonders schlimm ist Nitrat, das Sauerstoffmangel bei Säuglingen und in Verbindung mit anderen Stoffen Krebs auslösen kann. Ein hoher Nitratwert kann durch hohe Düngerbelastung entstehen, da es sich aus stickstoffhaltiger Gülle löst. In Niedersachsen haben Messstellen an Wasserwerken ausgewertet, dass der Nitratwert bei 93 Milligramm pro Liter lag. Der erlaubte Grenzwert liegt bei 50 Milligramm – dann kann Wasser täglich ohne Bedenken getrunken werden.
Warum ist der Wert aus Niedersachsen wichtig? Weil dort ein Zentrum für Tiermastbetriebe liegt. 2010/11 gab es dort einen Rinderbestand von fast 2,5 Millionen (Deutschland: 12,5 Millionen), 8,5 Millionen Schweine (D: 27,5 Millionen) und 56,6 Millionen Geflügel (D: 128,8 Millionen). Die Abfälle aus der Massentierhaltung landen auf dem Feld – das sind jährlich Millionen Tonnen an Gülle. Beim Düngemittel gibt es Unterschiede, nämlich organische und mineralische. Organisch ist alles, was aus Tieren und Pflanzen kommt: Gülle, Stallmist, Jauche; aber auch Gründünger, Mulch und Kompost. Mineralisch heißen alle Dünger, die chemisch hergestellt werden.
Es ist nicht so, dass Bauern über ihre Äcker fahren und dort hinschütten können, was sie wollen. Da wir in Deutschland sind, ist der Einsatz von Düngemitteln in einer entsprechenden Verordnung geregelt. Düngemittel sind wichtig für die Landwirte, um den Boden fruchtbar und nährstoffreich zu halten. „Es kommt jedoch auf das richtige Maß an. Ein sparsamer Umgang und eine an den Pflanzenbedarf angepasste Dosierung sind besonders wichtig. Nur so können negative Auswirkungen auf Böden, Gewässer, Klima und die Biodiversität verhindert werden“, schreibt das Umweltbundesamt in einem Fachartikel. Wichtig ist natürlich, „hohe Erträge bei guter Qualität“ zu schaffen.
Die Landwirtschaftskammer NRW verspricht Klärung bei hoher Belastung. Wenn die Aktivitäten von Landwirten einem stinken, kann man sich bei den einzelnen Kreisstellen melden. In Wuppertal ist das zum Beispiel die Kreisstelle für den Oberbergischen und Rheinisch-Bergischen Kreis in Lindlar, Telefon 02266 47 99 90. Klar, ein Anruf wird den Geruch nicht sofort zum Verschwinden bringen. Aber wenn die Geruchsbelästigung zeitnah gemeldet wird, können Experten der Landwirtschaftskammer vor Ort prüfen, ob der Landwirt gegen die Bestimmungen der Düngeverordnung verstoßen hat.
Aktiv im Thema
www.landwirtschaftskammer.de
www.landservice.de
www.solidarische-landwirtschaft.org
www.weltagrarbericht.de
www.arc2020.eu | Zivilgesellschaftliche Gruppe die neue Konzepte für EU-Agrarpolitik entwickelt
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GEMEINWOHL – Der Neoliberalismus frisst seine Kinder?
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