William S. Burroughs (1914-1997) war einer der ungewöhnlichsten US-amerikanischen Schriftsteller, der als einer der Beat-Poeten neben Jack Kerouac („Unterwegs“, 1957) zu internationaler Bekanntheit kam. Nach etlichen Jahren hat sich nun mit Luca Guadagnino („Call Me By Your Name“, 2017) endlich wieder mal ein Regisseur an ein Burroughs-Werk gewagt. „Queer“ ist vielleicht eines der persönlichsten Bücher des Autors, in das viele eigene Emotionen und Sehnsüchte eingeflossen sind und das der Schriftsteller deswegen zunächst auch gar nicht veröffentlichen wollte. Bill Lee (fantastisch: Daniel Craig) ist ein in die Jahre gekommener US-amerikanischer Schriftsteller (und Alter Ego des Autors William S. Burroughs), den es nach Mexiko gezogen hat, weil er hier bedenkenlos seinen verschiedenen Abhängigkeiten frönen kann: Alkohol, Drogen und wechselnde Männerbekanntschaften. Als Eugene Allerton (Drew Starkey) auftaucht, ist Lee von der Schönheit des jungen Mannes ergriffen. Er begehrt ihn mit Haut und Haaren, bleibt aber zunächst ungewohnt zurückhaltend. Schließlich gelingt es ihm doch, Eugene ins Bett zu bekommen. Aber Lee erhofft sich mehr. Nachdem er von einer im Urwald wachsenden Pflanze gehört hat, mit deren Hilfe man telepathische Fähigkeiten entwickeln soll, schlägt er Eugene vor, gemeinsam nach Südamerika aufzubrechen, um Yagé zu finden und auszuprobieren. Kongenialer hätte man ein Werk von William S. Burroughs wohl kaum verfilmen können. Luca Guadagnino hat für seinen Film einen wunderschönen, aber immer leicht unwirklichen Look erschaffen, der ein bisschen an Giorgos Lanthimos‘ Bilder in „Poor Things“ erinnert. In diesem traumhaften Setting, das irgendwann in den 1950er Jahren verortet ist, fällt es umso leichter, in das drogengeschwängerte Delirium abzutauchen, das die Hauptfigur stets umfängt. Daniel Craig gelingt es auf schlichtweg beeindruckende Weise, sein hartes James-Bond-Macho-Image hinter sich zu lassen und den einsamen, von Selbstzweifeln geplagten und leidenschaftlich verliebten Schriftsteller äußerst glaubwürdig darzustellen.
Außerdem neu in den Kinos in und um Wuppertal: die klassische Vampirjäger-Saga in neuem Gewand „Nosferatu – Der Untote“ von Robert Eggers und das originelle Biopic „Better Man – Die Robbie Williams Story“ von Michael Gracey.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Dear Fred,
engelszungen 01/25
Massenhaft Meisterschaft
Neue Comics von alten Hasen – ComicKultur 01/25
Schutz vor Verdienstausfällen
NRW plant Absicherung für freie Künstler – Theater in NRW 01/25
Trotz finanziell angespannter Lage
Konzerte im Kölner Stadtgarten im Januar – Improvisierte Musik in NRW 01/25
Tanzen, auch mit Prothese
Inklusive Tanzausbildung von Gerda König und Gitta Roser – Tanz in NRW 01/25
Was erreicht worden ist
Warum Nostalgie auch in die Zukunft weist – Spezial 01/25
Fusion Jazz lebt
Opus Wolle im Opernhaus – Musik 01/25
Zum Schlafen und Essen verdammt
Teil 1: Leitartikel – Deutschlands restriktiver Umgang mit ausländischen Arbeitskräften schadet dem Land
Der Quempas
Die Wuppertaler Kurrende in der Christuskirche – Musik 12/24
Weihnachten mit Groove
WDR Big Band im Kulturzentrum Immanuel – Musik 12/24
Frei verzerrt
The Great Harry Hillman im Loch – Musik 12/24
„Den Cartoons wohnt eine Zeitlosigkeit inne“
Kuratorin Sarah Hülsewig über die Ausstellung zu Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Sammlung 12/24
Friedenslieder zum Jahresende
„Silvesterkonzert – Bernstein & Gershwin“ in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 12/24
Unterhaltsame Stille Nacht
Till Brönner in der Historischen Stadthalle – Musik 12/24
„Wir haben uns künstlerische Freiheiten genommen“
Intendantin Rebekah Rota inszeniert „Von Thalia geküsst“ an der Wuppertaler Oper – Premiere 12/24
Originelle Qualität
„Weihnachten mit Daniel Hope“ in der Philharmonie Essen – Klassik an der Ruhr 12/24
Zivilcourage altert nicht
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Verein zur Erforschung der Sozialen Bewegungen im Wuppertal
Aus Freundschaft komponiert
Trio Schmuck in Cronenberg – Musik 12/24
Die Erfolgsgarantin
Hanna Koller kuratiert die Tanzgastspiele für Oper und Schauspiel – Tanz in NRW 12/24
Schlechte Zeiten: Gute Zeiten
Die Macht der Nostalgie – Glosse
Malerische Fotografie
„Foto – Kunst – Foto“ im Clemens Sels Museum Neuss – Kunst in NRW 12/24
„Erinnerung ist anfällig für Verzerrungen“
Teil 1: Interview – Psychologe Lars Schwabe über unseren Blick auf Vergangenheit und Gegenwart
Globales Dorf in Wuppertal
Der Verein Peter Kowald Gesellschaft / Ort – Porträt 12/24
Doppelte Enthüllung
„Sputnik“ von Nikita Afanasjew – Literatur 12/24
Unglaublich, aber essbar
Todmorden und die Idee der „essbaren Stadt“ – Europa-Vorbild England