Der Fusion-Jazz hatte seine Hochzeiten in den 1970er Jahren. Dabei geht es um die Verbindung des Jazz mit Rock, anderen Stilen und später auch Funk. Wegweisend für die Musikrichtung war das Album „Bitches Brew“ von Miles Davis. Legendär sind die Formationen Return To Forever, Mahavishnu Orchestra, Steps Ahead oder Weather Report. Protagonisten in Europa waren etwa Ian Carr, Allan Holdsworth, Albert Mangelsdorff und Jean-Luc Ponty.
Namenlose Schöpfung
Diese Zeit hat der Wuppertaler Saxophonist und Komponist Wolfgang Schmidtke in den 1980er Jahren mit der Fusion-Band „Das Pferd“ um den E-Bassisten Jan Kazda zusammengearbeitet. Er hat nun mit der neuen Fusion-Jazz-Band „Opus Wolle“ die vergangene Zeit in Erinnerung gerufen. Der Name macht auf den ersten Blick stutzig. Bei dem Wort „Opus“ handelt es sich um ein Musikwerk, „Wolle“ ist der Spitzname Schmidtkes. Es geht also um Kompositionen des Bandleaders, die er zusammen mit drei um sich gescharten Kollegen zum Erklingen bringt. Im Rahmen der Reihe „Jazzfoyer“, deren Kurator Schmidtke ist, gibt es nun im sehr gut besuchten Kronleuchterfoyer des Opernhauses eine Doppelpremiere. Die Band tritt erstmals öffentlich in Erscheinung, und die vorgestellten sieben, noch namenlosen Tonschöpfungen werden uraufgeführt.
Bis auf die solistischen Passagen sind die mehrteiligen Stücke, in der Regel mehrtönige Motivköpfe, als Ausgangsmaterial durchkomponiert. Darin ist eine große Palette an Stilen zu jeweils einer Einheit verarbeitet: Jazz-Rock pur, Bebop oder balladeske Linien. Oft kommen rhythmische Wechsel und Verschiebungen vor. Dank des Einsatzes eines Synthesizers sind in ihnen zahlreiche Klangkombinationen enthalten, die nacheinander oder übereinandergeschichtet erscheinen. Die Strukturen sind komplex, manche Nummern sind lyrisch-ruhig oder kontemplativ gehalten. Dann geht es aber auch „straight ahead“ voran, manchmal swingt es.
Zweimal geprobt
Schmidtke am Sopran- und Tenorsaxophon sowie seine drei erstklassigen Kollegen Benjamin Schaefer (Klavier, Keyboard), Simon Jermyn (E-Bass) und Bernd Oezsevim (Schlagzeug) gelingt zum einen eine kraftvolle, zum anderen feinfühlige Vorstellung dieser schweren Werke. Hinzu kommen kreative, hochmusikalische Soli. Nur an wenigen sehr vertrackten Stellen sind kleine Unsicherheiten unüberhörbar. Doch sind solche kleinen Ungenauigkeiten absolut entschuldbar, hatte doch die Band auf Nachfrage nur zwei Proben zur Verfügung. Also: Chapeau vor dem insgesamt großartigen Zusammenspiel.
Das Publikum zeigt sich begeistert und spendet zu Recht frenetischen, nicht enden wollenden Schlussapplaus. Dafür bedankt sich das Quartett mit einer Zugabe. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Denn laut Schmidtke ist dieses Konzert von „Opus Wolle“ keine Eintagsfliege.
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