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Ich streame, also bin ich

POLITIK-LABOR – Ein Thema, drei Schwerpunkte: Aufmacher, Interviews, Europa-Artikel, Glosse und Lokaltexte aus Köln, Wuppertal und dem Ruhrgebiet

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Composing: Robert Michalak

Ich streame, also bin ich / Digitale Demokratie
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(Link zur Langfassung)

Jeder Mensch werde einst für fünfzehn Minuten weltberühmt sein, prophezeite Andy Warhol in den späten 60ern. Tatsächlich erlauben es digitale Medien heute grundsätzlich Milliarden Menschen, ein weltweites Publikum auf sich aufmerksam zu machen. Nicht wenigen gelingt das – nicht für karge fünfzehn Minuten, sondern dauerhaft, mit regelmäßigen Videos oder Fotos, in deren Mittelpunkt meist sie selbst stehen. Die Spitzen der Aufmerksamkeit sind hier nicht gebunden an hohe Ideale von Talent, Relevanz oder Form, eher widerstreiten sie diesen – was nicht neu ist: Kultur war und bleibt eine Frage von Geschmack und Geschmacklosigkeit. Andererseits ist es großartig, dass in neuen digitalen Formaten auch wertvolle Kritik oder Erfahrungen zur Sprache kommen, die sonst kaum ein Publikum finden oder unterdrückt würden. Wie prägt dieser Wandel die Medienlandschaft, die Gesellschaft und unser Menschenbild?

Ich streame, also bin ich / Digitale Demokratie
TEIL 1: Zwischen den Filterblasen

Mit der Ambiguitätstoleranz gehe es bergab, heißt es. Die vielzitierten Filterblasen und die ‚Entmachtung‘ der Leitmedien erleichtern es sicher, die eigene Meinung immerfort bestätigt zu sehen und Dialog, Streit, Kompromiss und Konsens zu verlernen. Eine konsequente gesellschaftliche Fragmentierung und Kommunikationsverweigerung ist mit einer Demokratie unvereinbar. Lässt die Not des Neben- und Gegeneinanders womöglich unverhofft leicht in eine Tugend des Zueinanders wandeln?

Ich streame, also bin ich / Digitale Demokratie
TEIL 2: Goodbye Gatekeeper

Die alte Medienindustrie aus Sendern, Verlagen und Redaktionen bestimmte darüber, um welche harten Fakten sich die Gesellschaften bewegten. Das tun die alten Medien weiterhin, aber nicht mehr exklusiv, und ihr Verlust an Einfluss ist beträchtlich. Aufmerksamkeit bekommen zunehmend Blogs, Kommentar- und Interviewkanäle – jeder politischen Couleur und jeder Qualität. Die Kräfteverhältnisse auf dem Informations- und Meinungsmarkt sind in Bewegung. Sind wir nun besser informiert und klüger?

Ich streame, also bin ich / Digitale Demokratie
TEIL 3: Mein Leben als Werbung

Heute erschaffen sich manche Publikumslieblinge anscheinend im Alleingang, angewiesen lediglich auf eine digitale Infrastruktur – und, früher oder später, auf Managements und Kollaborationen, die im Hintergrund bleiben. Hier stechen die Influencer hervor, Menschen, die sich und ihre Leben zu Werbeflächen gestalten. Ein Millionenpublikum nimmt an Leben teil, die doch langweiliger sind als es das eigene je sein könnte. Ist das bloß alter Wein in neuen Schläuchen bzw. digitalen Chips?

Ich streame, also bin ich / Digitale Demokratie
TEIL 4: Europa gestalten – Vorbild Estland

Kein anderes EU-Land hat im Thema Digitalisierung in den letzten Jahren so sehr aufgeholt, wie Estland. Das hat viel damit zu tun, dass Medienkompetenzen bereits in der Schule vermittelt werden und dort selbstverständlich in den Lehrplan integriert sind. Das Vertrauen und die Nutzung des Internets sind bei den Esten überdurchschnittlich hoch. Nur logisch, dass es dann auch besonders gut gelingt die Bürger:innen durchs Internet auch am politischen Prozess teilhaben zu lassen.

Ich streame, also bin ich / Digitale Demokratie
TEIL 5: Glosse – Schweißlos vernetzt

Stundenlang lässt es sich im Internet von einem Video zum nächsten klicken. Ob einen dabei Katzen unterhalten, Beautyvideos beschallen oder einen das ASMR-Date anturnt – manchmal spürt man quasi wie dabei die Gehirnmasse dahin schrumpft. Doch verblöden wir durch das Internet wirklich nur? Nö, denn jeder kann hier zu Wort kommen – vor Allem aber auch mal Personen, denen sonst kaum Gehör geschenkt wird. Es lohnt sich, das Interessante und Bereichernde im Netz zu suchen.

Ihre engels-Redaktion

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