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Fremdheit des Heimeligen

27. Juni 2013

Ausstellungen in Leverkusen und Düsseldorf – Kunst in NRW 07/13

Etwas überraschend ist schon, dass Thomas Grünfeld, der zu den wichtigen Objektkünstlern hierzulande zählt, im Leverkusener Museum Morsbroich tatsächlich zum ersten Mal in einem Museum in NRW ausstellt. Grünfeld wurde 1956 in Leverkusen geboren, er hat seine Studienjahre in Stuttgart verbracht, wohnt seit langem in Köln und lehrt seit 2004 als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie. Seine Arbeiten bewegen sich zwischen allen Medien, sie umfassen Objektkunst, Fotografie, Installation und (im weiteren Sinne) Malerei, wobei Grünfeld an mehreren Werkgruppen parallel arbeitet. Schon seit 1988/89 entstehen die „misfits“, nahtlos zusammengefügte Tierpräparate ganz unterschiedlicher Spezies. Teils wirken sie plausibel, teils grotesk, immer aber hinterlassen sie beim Betrachter ein ungutes Gefühl. Mit dem Begleitton archaischer Mythen und volkstümlicher Legenden thematisiert Grünfeld Genmanipulationen und hinterfragt implizit den Lebensraum, in dem wir zu Hause sind. In anderen Werkgruppen zeigt Grünfeld Formen, Farben des Bürgerlichen aus den 1960er und 1970er Jahren. Er baut Konsolen mit Gummipflanzen, kippt Polsterbezüge aus Gummi in die Vertikale, blendet einen Vorhang vor die Wand und erstellt farbige Filz-Collagen. Alles ist vertraut, und doch stimmt etwas nicht. Etwas Un-Heimliches taucht als Ahnung auf, welche alle Gewissheiten aushebelt und darin von weiteren Werkgruppen – etwa den Glasaugen in Lackflächen – unterstützt wird.

Eine Aura der Verunsicherung kennzeichnet auch die Malerei von Konrad Klapheck. Auch er isoliert und entrückt Gegenstände und Sachverhalte des Alltags. Er monumentalisiert sie und lädt sie, etwa mit dem Titel, psychologisch auf. Das Museum Kunstpalast in Düsseldorf zeigt derzeit eine Retrospektive des berühmten Künstlers. Konrad Klapheck wurde 1935 in Düsseldorf geboren, wo er auch heute lebt, an der dortigen Kunstakademie hat er als Professor unterrichtet. Was Klapheck sich vornimmt, macht er mit größter Ak­ku­ra­tes­se: Seine Bilder von Gerätschaften, Maschinen sind präzise und sachlich gemalt, sie bewegen sich zwischen Surrealismus und Pop Art und sind doch nichts davon. Sie entfremden den Gegenstand in der Malerei, setzen ihn vor bzw. in einen Farbraum und arbeiten mit Reduktionen und ungewöhnlichen Perspektiven, mit der Glätte der gegenständlichen Oberfläche und ihren Lichtreflexen. Plötzlich wird aus einem vertrauten Ding ein expressives Monstrum, das uns zudem etwas über menschliche Verhaltensweisen mitteilt. Dabei hat Klapheck seit seinem ersten Bild einer Schreibmaschine 1955 nur vorsichtig seinen Kanon erweitert; er kommt immer wieder auf die gleichen häuslichen Dinge zurück. Seit eineinhalb Jahrzehnten entstehen zudem figurative Gemälde, die sich in seine bisherige und auch weiterhin praktizierte dingmagische Malerei einfügen. Sie sind Erinnerungsbilder, realistisch in einer kühlen Präzision gemalt, welche die Szene atmosphärisch auflädt. Auch hier läuft es auf die kollektiven Gebärden und individuellen Verschiebungen unter der Maske des Distanzierten hinaus – auch das haben die eigentlich so unterschiedlichen Künstler Konrad Klapheck und Thomas Grünfeld gemeinsam.

„Thomas Grünfeld – homey“ I bis 8. September I Museum Morsbroich, Leverkusen I www.museum-morbroich.de

„Konrad Klapheck. Bilder und Zeichnungen“ I bis 4. August I Museum Kunstpalast, Düsseldorf I www.smkp.de

Thomas Hirsch

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