„Es gibt viele Menschen, die sich abgehängt und von der Politik nicht gesehen fühlen. Das sehe ich als brandgefährlich. Es gibt also eine große Notwendigkeit darauf zu reagieren. Wir versuchen dies durch künstlerisch-dokumentarische, spielerische Formate.“ Das sagt Roland Brus, der Leiter der Mobilen Oase. Das interdisziplinäre Kunstprojekt organisiert zusammen mit dem soziokulturellen Zentrum Färberei Kunstprojekte in Oberbarmen. Entstanden ist das Projekt vor rund zehn Jahren.
Talkshows nicht mehr zeitgemäß
Auch Daniela Raimund ist seit langer Zeit als aktive Künstlerin dabei und seit zwei Jahren als Kunst- und Kulturmanagerin festes Mitglied. Raimund macht auf die herausfordernden Lebenssituationen vieler Bewohner:innen im Stadtteil Oberbarmen aufmerksam. Sie unterstreicht, dass es ausschlaggebend ist, die Menschen als Individuen zu erreichen: „Es gibt ein immenses Bedürfnis aus dem Gefühl heraus, wir werden nicht gehört, wir sind nicht sichtbar. Das Gefühl, abgehängt zu sein, ist sehr stark. Viele Menschen kämpfen hier mit zahlreichen Problemen.“
Wie lassen sich angesichts dieser Herausforderungen Räume für spontane Begegnungen schaffen? „Wir arbeiten viel mit Kunst im öffentlichen Raum, z.B. durch Inszenierungen. Das setzt Staunen, Verwirrungen und auch Anregungen in den Menschen frei und dadurch kann Austausch entstehen,“ erläutert Roland Brus. Er hebt hervor, dass die Kunst ein Motor für Veränderung und Intervention sein könne. Weitere Formen der Öffentlichkeit müssten hinzukommen: „Ich glaube, dass Formate wie Talkshows nicht mehr demokratisch genug sind und diese Teilhabe nicht mehr ermöglichen. Genau da setzen wir mit unserem Verfahren an.“ Die Mobile Oase arbeitet mit Oral History und Interviews, mit Pop-Up-Studios, Plakaten, Video-Projektionen und kollektiven Lesebühnen.
Gemeinsame Fragen
Die Künstler und Künstlerinnen gingen vielfach Grundthemen nach, die sich aus ihren Erfahrungen herleiten. Sie entwickelten dabei eigene Perspektiven und reagierten darüber hinaus auf tagesaktuelle Entwicklungen. So entstehe eine vielfältiger Umgang mit gemeinsamen Fragen. Roland Brus betont, wie bedeutend es sei, wenn diese Stimmen sich austauschen und Gehör finden. Bei dem Format „Wüstentalk“, einer Art Radiosender der Färberei, schaffe Journalistin Annette Hager dafür die Grundlage. „Menschen mit Psychiatrie-Erfahrungen, Migrationshintergrund, aus Politik, Alt und Jung kommen zusammen und können ihre Erfahrungen zum Ausdruck bringen“, erläutert Brus. Daniela Raimund erinnert sich an eine Begegnung, in der ein geflüchteter Syrer und eine ältere Dame miteinander über ihre Kriegs- und Flucht-Erfahrungen gesprochen haben. „Das heißt, das Gemeinsame, das Verbindende steht bei uns im Vordergrund.“ Beide betonen, wie unverzichtbar solche Gespräche sind, um Begegnungen zu erleichtern und Verständnis für die Leben anderer Menschen zu entwickeln. Wichtig sei es auch, Menschen für einen Moment aus ihrem Alltag herauszuholen. Auch das bedeute Freiheit und Sichtbarkeit für den Einzelnen, sagt Daniela Raimund.
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Politik mit Vorsatz
Intro – Nach der Demokratie
Wem glauben wir?
Teil 1: Leitartikel – Von der Freiheit der Medien und ihres Publikums
„Viele Menschen haben das Gefühl, sie werden nicht gehört“
Teil 1: Interview – Medienforscherin Dorothée Hefner über Vertrauen in politische Berichterstattung
Demokratische Demut, bitte!
Teil 2: Leitartikel – In Berlin versucht der Senat, einen eindeutigen Volksentscheid zu sabotieren
„In ihrer jetzigen Form hat Demokratie keine Zukunft“
Teil 2: Interview – Soziologe Robert Jende über eine Politik jenseits von Parteizugehörigkeit
Ein Kiez gegen Rechts
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Quartiersdemokraten in Dortmund-Dorstfeld
Bröckelndes Fundament
Teil 3: Leitartikel – Was in Demokratien schief läuft
„Problematisch, wenn sich Kritik auf Demokratie an sich richtet“
Teil 3: Interview – Politikwissenschaftler Sven T. Siefken über den Zustand der Demokratie
Meine Stimme zählt
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Outline e.V. in Köln-Chorweiler
Wir müssen reden!
Bürgerräte als demokratische Innovation – Europa-Vorbild: Belgien
Staatsmacht Schicht im Schacht
Mögen Körperflüssigkeiten den Parlamentarismus retten – Glosse
Zusammen und gegeneinander
Teil 1: Lokale Initiativen – Spieletreffs in Wuppertal
Jenseits der Frauenrolle
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Spieldesignerin und Label-Gründerin Mel Taylor aus Köln
Immer in Bewegung
Teil 3: Lokale Initiativen – Sportangebote für Jugendliche im Open Space in Bochum
Verbunden über Grenzen
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertal und seine europäischen Partnerstädte
Zu Gast in Europas Hauptstadt
Teil 2: Lokale Initiativen – Die europäische Idee in Studium und Forschung an der Kölner Universität
Europa verstehen
Teil 3: Lokale Initiativen – Initiative Ruhrpott für Europa spricht mit Jugendlichen über Politik
Wasser für Generationen
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Wupperverband vernetzt Maßnahmen und Akteure für den Hochwasserschutz
Was keiner haben will
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Kölner Unternehmen Plastic Fischer entsorgt Plastik aus Flüssen
Korallensterben hautnah
Teil 3: Lokale Initiativen – Meeresschutz im Tierpark und Fossilium Bochum
Häusliche Gewalt ist nicht privat
Teil 1: Lokale Initiativen – Frauen helfen Frauen e.V. und das Wuppertaler Frauenhaus
Hilfe nach dem Schock
Teil 2: Lokale Initiativen – Opferschutz bei der Kölner Polizei
Orientierung im Hilfesystem
Teil 3: Lokale Initiativen – Die Opferschutzorganisation Weisser Ring in Bochum
Ein neues Zuhause
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Wuppertaler Tierschutzverein Pechpfoten
Forschung muss nicht quälen
Teil 2: Lokale Initiativen – Ärzte gegen Tierversuche e.V. argumentiert wissenschaftlich gegen Tierversuche