Das Gebäude ist Wahrzeichen seiner Stadt: Vor zehn Jahren wurde das Marta Herford als Museum für zeitgenössische Kunst eröffnet. Der amerikanische Architekt Frank Gehry hat hier vieles von dem verwirklicht, womit er berühmt wurde: Er verzichtet auf rechte Winkel, umfasst die Steinwände mit gewölbten und mäandernden, Licht reflektierenden Metallflächen, die so verschachtelt sind, dass sie in dynamischen Wellenbewegungen stürzen und wirbeln. Zu Recht ist das Gebäude selbst als Skulptur zu verstehen. Das Marta hat dieses Sowohl-als-auch ebenso in seinem Ausstellungskonzept aufgegriffen. Als Gründungsdirektor hat Jan Hoet Gattungsgrenzen überschritten und sich etwa dem Design zugewandt. Dieses Konzept gilt nach wie vor, so auch in der Ausstellung, die nun zum 10-jährigen Jubiläum zu sehen ist: „(un)möglich!“ stellt Werke von bildenden Künstlern seit dem frühen 20. Jahrhundert vor, die sich auf Architektur beziehen. Zu sehen sind Zeichnungen und Collagen, dreidimensionale Modelle, Objekte und Installationen. Ausgestellt sind außerdem begehbare Werke: So wie Architektur Kunst sein kann, kann Kunst als Architektur funktionieren. Ausgehend von den Phänomenen ihrer Zeit – Beobachtungen zum Städtebau, zum technischen Fortschritt, zur Population – thematisieren die Künstler der Ausstellung Fragen des Nostalgischen und der Utopie, ökologische Bedenken und die Schaffung von Rückzugsräumen, wobei die Akzente im Laufe eines Jahrhunderts gewechselt haben.
Vertreten sind Vordenker wie die russischen Konstruktivisten und die niederländische De Stijl-Gruppe. Oder Walter Jonas mit seinem Modell einer trichterförmigen Wohnanlage und das Atelier van Lieshout mit seinen Komprimierungen von Wohn- und Arbeitswelt. Vito Acconci demonstriert mit seinen Montagen die fiktionale Durchdringung aller Lebensbereiche. Daneben stehen unspektakuläre Umspielungen drängender Fragen wie die „Floating Cities“ von Charles Simonds, bei denen es sich um s/w-Fotocollagen mobiler Städte im Meer handelt. Oder die „Tree Huts“ von Tadashi Kawamata: fragile Hausskulpturen aus Hölzern, die, als Nester für Bäume oder Hausfassaden gedacht, vor allem den Umgang mit unseren Ressourcen thematisieren. In Herford ergibt sich daraus ein lockerer Parcours, bei dem die historischen Beiträge und die aktuellen, teils direkt für die Ausstellung geschaffenen Kunstwerke abwechseln. Dass dabei die Architektur von Frank Gehry verdeutlicht wird (die „Fassade“ von Claus Richter betont die Passage am Ausstellungseingang; die höhlenartige Skulptur von Dai Goang Chen reflektiert die Raumhöhe) ist ein angenehmer Gewinn. Zudem verdeutlicht die Ausstellung die Notwendigkeit der Kunst für alle gesellschaftlichen Bereiche. Und vielleicht regt sie noch an, bewusster die Gestaltung des Stadtraumes wahrzunehmen.
„(un)möglich! – Künstler als Architekten“ | bis 31.5. | Marta Herford | 05221 99 44 300
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