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Ulrike Schwab (Candida) begleitet von „Coppelius“
Foto: Pedro Malinowski

Steampunks feiern ihre „welterste“ Oper

28. April 2016

„Klein Zaches, genannt Zinnober“ mit Coppelius in Gelsenkirchen – Oper in NRW 05/16

Von solch einem Publikum kann jedes Theater nur träumen. Zu einem knappen Drittel hat es sich passend zum Stück und nach allen Regeln der Kostümierungskunst in Schale geworfen: Mit prächtigen Gehröcken und Zylindern, Korsetten und Schnürstiefeln, skurrilen Schweißerbrillen und Fliegerjacken können diese Zuschauer dem Bühnenensemble rein optisch durchaus das Wasser reichen. Die Mischung ist ebenso eigentümlich wie faszinierend: viktorianische Mode wie vor 150 Jahren gepaart mit ebenso altmodisch wirkenden Technik-Accessoires, die der Fantasie eines Jules Verne entsprungen sein könnten. Willkommen bei den Steampunks! Und willkommen zur ersten Steampunk-Oper, die das geneigte Publikum zurzeit standesgemäß im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier abfeiert.

„Klein Zaches, genannt Zinnober“ ist das humorvollste Kunstmärchen E.T.A. Hoffmanns und liefert die Vorlage für das Stück, das Librettist und Regisseur Sebastian Schwab gemeinsam mit der Berliner Band Coppelius, einer festen Größe der deutschen Steampunk-Szene, auf die Bühne gebracht hat. Wie schon der Bandname nahelegt, gehört die schwarzromantische Ideenwelt E.T.A. Hoffmann zu Coppelius‘ Hauptinspirationsquellen von. Musikalisch liegen die Vorbilder eher in unserer Zeit: Die britische Heavy-Metal-Band Iron Maiden steht ganz oben auf der Liste. Bei Coppelius allerdings hämmern keine verzerrten E-Gitarren. Es sind ein klassischer Kontrabass und ein Violoncello, die auch gerne mal mit Verzerrer gespielt werden – die Cello-Rocker von Apocalyptica lassen grüßen. Original „metal“ ist nur das üppig bestückte Drumset. Die beiden Klarinetten hingegen bedienen eher den romantischen Touch, was nicht heißt, dass bei den Holzbläsern nicht ebenso regelmäßig die Post abgeht.

Verstärkt wird die stets bühnenpräsente Band, deren Musiker auch verschiedene Rollen im Stück übernehmen, von der Neuen Philharmonie Westfalen (Leitung: Thomas Rimes), die sich auf der hinteren Bühne – zumindest optisch – „versteckt“. Im Mittelpunkt der Handlung stehen unterdessen der nur 1,34 Meter große, im Revier überaus beliebte Schauspieler und Sänger Rüdiger Frank als gerissener und am Ende bitterböser Zaches sowie die klassisch ausgebildete Sopranistin Ulrike Schwab, die neben anderen kleineren Rollen hauptsächlich Zaches‘ Objekt der Begierde, die schöne Candida, gibt. Eine weitere tragende Rolle gibt die großartige, vielfältig wandelbare Bühne von Britta Tönne. Die Bühne wird zur „Her(t)zmaschine“, mit der eingefleischte Coppelius-Fans vertraut sind. Rüdiger Frank schneidet sich als Zaches zu Anfang sein Herz aus der Brust, um sie in Gang zu setzen. Zurückerhalten wird er es übrigens nicht. Geschäfte mit dem Teufel gehen schließlich nie gut aus. Für das Musiktheater indes ist dieses Experiment ein grandioser Erfolg.

„Klein Zaches, genannt Zinnober“ | R: Sebastian Schwab | Di 10.5., Mi 11.5. 11 Uhr, Do 12.5. 19.30 Uhr, So 15.5. 18 Uhr | Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen | 0209 409 72 00Von solch einem Publikum kann jedes Theater nur träumen. Zu einem knappen Drittel hat es sich passend zum Stück und nach allen Regeln der Kostümierungskunst in Schale geworfen: Mit prächtigen Gehröcken und Zylindern, Korsetten und Schnürstiefeln, skurrilen Schweißerbrillen und Fliegerjacken können diese Zuschauer dem Bühnenensemble rein optisch durchaus das Wasser reichen. Die Mischung ist ebenso eigentümlich wie faszinierend: viktorianische Mode wie vor 150 Jahren gepaart mit ebenso altmodisch wirkenden Technik-Accessoires, die der Fantasie eines Jules Verne entsprungen sein könnten. Willkommen bei den Steampunks! Und willkommen zur ersten Steampunk-Oper, die das geneigte Publikum zurzeit standesgemäß im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier abfeiert.

„Klein Zaches, genannt Zinnober“ ist das humorvollste Kunstmärchen E.T.A. Hoffmanns und liefert die Vorlage für das Stück, das Librettist und Regisseur Sebastian Schwab gemeinsam mit der Berliner Band Coppelius, einer festen Größe der deutschen Steampunk-Szene, auf die Bühne gebracht hat. Wie schon der Bandname nahelegt, gehört die schwarzromantische Ideenwelt E.T.A. Hoffmann zu Coppelius‘ Hauptinspirationsquellen von. Musikalisch liegen die Vorbilder eher in unserer Zeit: Die britische Heavy-Metal-Band Iron Maiden steht ganz oben auf der Liste. Bei Coppelius allerdings hämmern keine verzerrten E-Gitarren. Es sind ein klassischer Kontrabass und ein Violoncello, die auch gerne mal mit Verzerrer gespielt werden – die Cello-Rocker von Apocalyptica lassen grüßen. Original „metal“ ist nur das üppig bestückte Drumset. Die beiden Klarinetten hingegen bedienen eher den romantischen Touch, was nicht heißt, dass bei den Holzbläsern nicht ebenso regelmäßig die Post abgeht.

Verstärkt wird die stets bühnenpräsente Band, deren Musiker auch verschiedene Rollen im Stück übernehmen, von der Neuen Philharmonie Westfalen (Leitung: Thomas Rimes), die sich auf der hinteren Bühne – zumindest optisch – „versteckt“. Im Mittelpunkt der Handlung stehen unterdessen der nur 1,34 Meter große, im Revier überaus beliebte Schauspieler und Sänger Rüdiger Frank als gerissener und am Ende bitterböser Zaches sowie die klassisch ausgebildete Sopranistin Ulrike Schwab, die neben anderen kleineren Rollen hauptsächlich Zaches‘ Objekt der Begierde, die schöne Candida, gibt. Eine weitere tragende Rolle gibt die großartige, vielfältig wandelbare Bühne von Britta Tönne. Die Bühne wird zur „Her(t)zmaschine“, mit der eingefleischte Coppelius-Fans vertraut sind. Rüdiger Frank schneidet sich als Zaches zu Anfang sein Herz aus der Brust, um sie in Gang zu setzen. Zurückerhalten wird er es übrigens nicht. Geschäfte mit dem Teufel gehen schließlich nie gut aus. Für das Musiktheater indes ist dieses Experiment ein grandioser Erfolg.

„Klein Zaches, genannt Zinnober“ | R: Sebastian Schwab | Di 10.5., Mi 11.5. 11 Uhr, Do 12.5. 19.30 Uhr, So 15.5. 18 Uhr | Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen | 0209 409 72 00

Karsten Mark

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