Mehr als nur ein Trick. Die meisten der Videoinstallationen von Eija-Liisa Ahtila, die derzeit in K21 in Düsseldorf zu sehen sind, bestehen aus mehreren ganzflächigen Beamerprojektionen, die nebeneinander oder versetzt angeordnet sind. Der Betrachter wird Teil eines Geschehens, das nie zu überschauen ist, aber Momente von erhabener Schönheit bereithält, gerade weil der Realismus der Schilderung unversehens ins Absurde kippt. So schwebt ein Mensch durch Baumwipfel oder ein Kleidungsstück fällt in Zeitlupe durch das Off. In diesen Filmen berichten überwiegend jüngere Menschen von ihrem Erwachsenwerden, gescheiterten Beziehungen, von Erfahrungen mit dem Tod. Im Grunde sind das soziale Dramen, menschliche Tragödien, durchaus in der Tradition von Ibsen. Ahtila, die 1959 geborene Finnin, reizt das Repertoire theatralischer Kunst und filmischer Möglichkeiten aus. Sie arbeitet mit der Poesie von Texten, mit Intonation und Musik, mit dem Filmschnitt und dem Wechselspiel der gleichzeitigen Projektionen. In der Ausstellung noch unterstützt von Fotoarbeiten und modellhaften Skulpturen liefert sie verschiedene Perspektiven zu einer Situation, gleichsam als Zusammenführung von äußerer Welt und innerem Erleben: Sie konfrontiert die Gefühle mit der Handlung und ihrer Erzählung – freilich auf finnisch mit englischen Untertiteln (weshalb der hervorragende Katalog von Hatje Cantz notwendig ist). Alles passiert eben simultan, mit relativer Verständlichkeit. Die heutige Welt zerfällt mehr denn je: Film und Video erweisen sich dafür als geeignete Kunstform. Für den gelungenen raumbezogenen Umgang mit den neuen Medien, mit der Erweiterung um Skulptur, steht auch die Ausstellung von Tamara Grcic in der Kunsthalle Barmen des Von der Heydt-Museums. Was karg scheint, ist anregend und sinnlich: das Bodenensemble aus weißen Vasen mit digitalen Metronomen im Inneren; das Arrangement aufeinander getürmter Einkaufswagen, deren Strenge durch bunte Luftballons aufgehoben wird ... So entstehen Miniaturen des alltäglichen Lebens, mit gewöhnlichen Gegenständen und dem Betrachter mittendrin. Am Ende der Raumfolge in Barmen ist ein neuer Film („una serenata“) zu sehen: Ein junger Mann singt am Fenster; die geöffneten Münder von Fischen ragen aus dem Wasser; eine alte Sizilianerin trägt ein altitalienisches Ständchen vor. Mit einfachen Mitteln entsteht ein Gleichnis für die Liebe, das Erinnern und die Freude an den kleinen Dingen. Wie Ahtila geht es auch Grcic um grundsätzliche Erfahrungen im Leben.
Eija-Liisa Ahtila, bis 17. August in K21, Kunstsammlung NRW, Ständehausstr. 1 in Düsseldorf, www.kunstsammlung.de
Tamara Grcic – Alle Vögel fliegen hoch, bis 17. August in der Kunsthalle Barmen im Haus der Jugend, Geschwister Scholl Platz 4-6 in Wuppertal, www. von-der-heydt-museum.de
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