Konzertierte Aktionen bringen zusätzliche Aufmerksamkeit. In Bezug auf das Ruhrgebiet war dies eine Erfahrung aus RUHR.2010, den Veranstaltungen zur Kulturhauptstadt Europas, für die sich die Museen dieser Region zusammengeschlossen hatten. Den Verbund der „RuhrKunstMuseen“ gibt es weiterhin, und sein aktuelles Projekt sind nun zeitgleiche Ausstellungen unter dem Titel „RuhrKunstSzene“, an denen sich Museen aus zehn Städten des Ruhrgebiets beteiligen; ausgerechnet die größten Ausstellungshäuser, die hinreichend Kapazitäten frei haben sollten, fehlen. Die „RuhrKunstSzene“ aber ist reell. Sie ist kein Leuchtturm-Festival wie die zeitgleich stattfindende Ruhrtriennale, die ebenfalls Kunst und Künstler bedenkt. Sie holt keine Künstlerstars von „draußen“. Vorgestellt werden vielmehr Künstler, die im Ruhrgebiet leben und arbeiten oder die immerhin einen regionalen Bezug haben oder sich mit ihren Werken dezidiert auf diese beziehen. Jedes Museum hat dies auf eigene Weise umgesetzt. Es gibt nur zwei Einzelausstellungen: im Märkischen Museum in Witten mit der Düsseldorfer Künstlerin Frauke Dannert, die in Herdecke geboren wurde und zu den avancierten Vertreterinnen der gegenwärtigen Generation gehört. Und im Glaskasten Marl mit der Engländerin Charlotte Moth, die in einem Videofilm der Architektur dieser Stadt nachgeht.
In den anderen Ausstellungen treffen mehrere Künstler aufeinander, unter einem bestimmtenThema, als Vertreter eines künstlerischen Mediums (Fotografie im Kunstmuseum Gelsenkirchen) oder aber Zeitstils, der von der Vergangenheit in die Gegenwart fortgeführt wird, und zwar in den Museen in Herne. Dort treffen zwei „Klassiker“ der Kunst des Ruhrgebiets, Friedrich Gräsel und Diethelm Koch, auf zwei jüngere Künstlerinnen. Ganz der jungen Kunst widmet sich die Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen, und die Kunsthalle Recklinghausen zeigt gegenstandsfreie Malereien, denen das Interesse an Farbe gemeinsam ist. Eine Art „Übervater“ dieser Schau ist der unvergessene Kuno Gonschior. Das Kunstmuseum Bochum stellt drei Künstlerinnen aus östlichen Ländern vor, die sich schon vor Jahren im Ruhrgebiet niedergelassen haben; nur das Museum DKM in Duisburg bleibt in seiner subjektiv themenfreien Auswahl sieben disparater Positionen unspezifisch. Die originellste Schau dürfte im Kunstmuseum in Mülheim stattfinden, wo sich mit Bezug auf Mülheim skurrile, obsessive Positionen der Inszenierung und der Maskerade gegen alle Trends versammeln – darunter die Filmemacherin Dore O. – und noch einen Blick auf das vitale künstlerische Klima dieser Stadt werfen.Interessanterweise kommt in den zehn Ausstellungen die Industrieregion mit dem Strukturwandel und seinen Folgen nur am Rande vor: Gute Kunst handelt subtiler. Was die „RuhrKunstSzene“ nun leistet, ist eine vertiefende Feldforschung darüber, welche Künstler aus dieser Region kommen und inwieweit sie auf diese reagieren. Nebenbei werden hier einige Künstler neu oder wiederentdeckt. Eine schöne Idee.
„RuhrKunstSzene“ | 5.9.-7.12. | www.ruhrkunstmuseen.com
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