Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
23 24 25 26 27 28 29
30 31 1 2 3 4 5

12.583 Beiträge zu
3.812 Filmen im Forum

Für Christian Hampe ist das Nachdenken über Utopia mehr als ein akademisches Glasperlenspiel
Foto: privat

Das Morgen hat begonnen

26. Oktober 2011

Christian Hampe hat „clownfisch“ gegründet und initiierte das Utopiastadt-Projekt im Bahnhof Mirke – Porträt 11/11

Er träumt nicht davon, eine neue Welt zu erschaffen. Und „Utopia“ bedeutet für ihn nicht „unmöglich“, sondern „im Moment nicht umsetzbar“, erläutert Christian Hampe seine Definition. „Utopia zu erschaffen, ist nicht einfach. Deshalb haben wir uns für einen Ort entschieden, an dem Utopisches entstehen kann.“ Das maßgeblich von ihm initiierte Utopia-Projekt ist also konkret. Anders als Kafkas Schloss, Lindgrens Villa Kunterbunt oder das ursprünglich anarchische Entenhausen gibt es jenseits des Fiktiven eine architektonische Umsetzung, nämlich am Bahnhof Mirke. Hier zogen Mitte Oktober die ersten Bürger ein. Denn „Utopiastadt“ ist die Verortung eines Netzwerkes, die Bildung eines Nukleus für die Kreativ­branche. Unterstützt von der Stadtsparkasse und in Kooperation mit Wirtschaftsförderung Wuppertal und der Bergischen Entwicklungsagentur soll hier die kollektive Auseinandersetzung und Nutzung kreativen Potentials für unterschiedlichste Themen stattfinden. Die energieautarke Stadt, welche Rolle Kultur spielt und warum sie erhaltenswert ist, oder „Stadtentwicklung im Kontext von Strukturwandel“ könnten solche Aufgabenstellungen sein.

Keine Wunschwelt, sondern konkrete Pläne
Das Zwei-Jahres-Konzept steht und ist abgesegnet. Wie konkret Utopia ist, veranschaulicht er am Gebäude. „Es ist in einem desaströsen Zustand, und nun geht es nicht um die perfekte Sanierung, sondern um einen Prozess, das Gebäude zu reaktivieren.“ Solche kreativen Herausforderungen liebt der 30Jährige. 1981 in Wermelskirchen als Sohn eines Architektenpaares geboren, hat der Wahl-Wuppertaler bereits als Schüler am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, Remscheid, „Interesse an allen möglichen künstlerischen Sachen gehabt“. Seine erste Tat als Veranstalter war damals, das „EMA-Festival“ zu organisieren. Eher zufällig geriet er nach dem Abi im Winter 2001 in ein Filmprojekt des inzwischen sehr berühmten Florian Henckel von Donnersmarck. „Es war eine spannende Erfahrung“, fast hätte er sich in Babelsberg an der Filmhochschule eingeschrieben. Aber ein Gespräch mit Franz Schmid brachte ihn als Zivildienstleistenden ans Haus der Jugend Barmen. Hier kümmerte er sich mit um den Rockförderpreis und den damit (damals) verbundenen Veranstaltungsmarathon. Diesem Projekt ist er letztlich bis heute treu geblieben. „Um fehlende Gelder, die die Stadt nicht hat, zu kompensieren und Niveau und Preisstruktur im Haus der Jugend Barmen halten zu können, haben wir einen Förderverein gegründet.“

Kein Weltverbesserer, sondern interessierter Macher
Ob er eine wirklich musische Begabung hat, weiß Christian Hampe nicht. „Ich habe schon immer Forscherdrang gehabt.“ Sein Schulpraktikum absolvierte er bei Bayer, und der ambitionierte Taucher, der oft am Mittelmehr die Küste abtauchte („Kroatien ist ein schönes Gebiet“) fand lange Zeit auch den wissenschaftlichen Bereich Meeresbiologie reizvoll. Letztlich ist es dann ein Studium als Kommunikationsdesigner geworden. „Film, Animation, Fotografie, Installation – alle Studienaspekte sind eng miteinander vernetzt und so habe ich fachübergreifend gelernt.“ Erst im Hauptstudium spezialisierte man sich an der Ruhrakademie in Schwerte, „vorher war das ein Studium Generalis, wir konnten alles parallel machen“. Zeit, zusammen mit Beate Blaschczok eine Studienvertretung aufzubauen, blieb auch noch. Eine Revolution wollte er nie anzetteln, eher Diskussion anschieben. 2008 lernt er auf der Suche nach einer Location für das „clownfisch“-Projekt Thilo Küppers kennen. „In den Elba-Hallen sollte ursprünglich nur ein Raum bespielt werden. Dann hatten wir 2.500 Quadratmeter auf einer kompletten Etage.“ Weitere zwei Jahre wurde das Schöpfungskonzept inhaltlich, künstlerisch und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgearbeitet – Businesspläne und Betriebskonzepte inklusive. Das Ergebnis ist Utopiastadt im Mirker Bahnhof. Ein Campus als Forschungseinrichtung mit hochkreativem Potential, aus dem neue Synergien geschöpft werden. Und sicher eine Plattform, auf der neue Projekte entstehen.

clownfisch projekt | Christian Hampe I c.hampe@clownfisch.eu | 0179 108 64 47

Magazin clownfisch I Ludwigstr. 49, Wuppertal | 0202 295 85 30 I redaktion@clownfisch.eu | www.clownfisch.eu

VALESKA VON DOLEGA

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Heretic

Lesen Sie dazu auch:

Hang zum erfolgreichen Herumspinnen
Die Kulturtrasse feiert Wuppertal als Meister der Umnutzung – Spezial 09/17

Hört, Hört!
Viertelsprecher verkünden während Kulturtrasse am Mirker Bahnhof, der Immanuelskirche und am Bürgerbahnhof Vohwinkel

Post-apokalyptische Oktopusse in Aktion
Von Vohwinkel bis Wichlinghausen: Festival „KulturTrasse 2017“ am 2.9. – Prolog 08/17

Dada für die Generation Y
Die Band Golf lädt an den „Playa Holz“ – Popkultur in NRW 03/17

Auf ein Neues
Das Jahr 2017 nimmt Konturen an – Prolog 01/17

Träumen von einer besseren Zukunft
Filmdiskussion zu „Mensch:Utopia“ in Utopiastadt – Foyer 11/16

Ganz große Oper
„Sound of the City: Bund der Utopisten“ – Eröffnung im Schauspielhaus

Werke, Ideen, Techniken
Wuppertaler offene Galerien und Ateliers am 5./6.11. – Kunst 11/16

Urbane Planspiele
„Spekulationen Transformationen“ – Zukunftsforscher Stefan Carsten in Utopiastadt

Kunststadt an der Schwebebahn
Die Kunstszene entwickelt sich äußerst spannend – Prolog 02/16

Clownfisch ist Wort und Tat
Magazin und Mirker Bahnhof sind fester Bestandteil der kreativen Szene im Tal – Thema 06/13 Kreative Masse

engels spezial.

HINWEIS