Zum Jahresende 2011 wurde sie konkret, die Clownsfisch-Idee, am alten Mirker Bahnhof ein kreatives Cluster namens Utopiastadt zu gründen. Jetzt wird der Fortbestand der Kultur- und Kreativwirtschaft gesichert: Die Dr. Werner Jackstädt-Stiftung – ohne die in Wuppertal nichts geht–unterstützt Utopiastadt mit 200.000 Euro. Durch die Zusage kann der vollständige Eigenanteil für die Sanierung des historischen Bahnhofsgebäudes dargestellt werden und das „Stadtlabor für Utopien“ weitermachen. Zumal mit der Kampagne „1m2 Utopiastadt“ weitere 15.000 Euro gesammelt und die ersten 150 Quadratmeter Utopiastadt-Campus zugekauft werden konnten. Für 2016 haben sich die Utopisten einiges vorgenommen, welches in einer vielschichtigen Mischung aus Konzerten und Performances an der Mirker Straße 48 sichtbar wird.
Spannend bleibt es auch an einer hochoffiziellen Bühne, nämlich der Oper. Eine der letzten Gelegenheiten, den noch amtierenden Generalmusikdirektor Toshiyuki Kamioka an seinem „Heimpult“ zu erleben, bietet sich seit der Tschaikowski-Premiere „Eugen Onegin“ am 24. Januar. Jenseits der ewigen Geschichte um eine verpasste Liebe – Eugen Onegin erkennt erst, dass Tatjana die Liebe seines Lebens ist, als sie einen anderen heiratet – ist das Tamtam um die Nachfolge des scheidenden Generalmusikdirektors ja die ganz große Oper. Da passt dann auch die ursprünglich von Wedekind verfasste „Lulu“ gut ins Programm. Wer Lulu sieht, ist ihr schon verfallen, sie lockt und verführt bis zum bitteren Ende.Sie feiert im Mai Premiere wird und von dem wackeren Japaner dirigiert.
Sehr dem Hier und Jetzt verbunden präsentiert sich ein Künstlerkollektiv im Theater im Engelsgarten mit seinem Projekt „Ich selfie mich selbst“. Dazu beleuchten Kirsten Edelhagen, Leo Nithas, Christoph Rodatz, Jean Sasportes, Wolfgang Suchner und Ute Völker zwei Selfie-Aspekte, nämlich den inszenierten Zeitpunkt, in dem es entsteht, sowie die anschließende Veröffentlichung des Motives, um es einerseits zu posten, andererseits in sozialen Medien zu debattieren. Oder, wie es die sechs Akteure selbst formulieren: „Zu jedem Selfie gehören im Wege stehende Menschen, die sich nur mit sich selbst beschäftigen und ihre Umwelt nicht mehr wahrnehmen.“ Andererseits schaffen diese Motive eine eigene Bildwelt, neben der Selbstbespiegelung haben sie Selbstbestimmung durch den ursprünglich privat gewesenen Moment der der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, ausgelöst. Dabei geht es um die Deutungshoheit des eigenen Bildes. Was die Werbung längst nutzt, findet vermehrt den Weg ins Private: Das Bild sagt mehr als tausend Worte, es ist wirkungsmächtiger als ein noch so schön formulierter Text.
„Ich selfie mich selbst“ geht der Frage nach, „was habe ich da bloß ausgelöst?“, und spielt auf humorvolle und lustvolle Art mit den beiden Polen der eigentlichen Privatheit und der gleichzeitigen öffentlichen Darstellung im weltweiten Web. Seit Beginn seiner Zivilisierung macht der Mensch Bilder, neuerdings bevorzugt von sich als Digitalknipser.
Utopiastadt | Mirker Bahnhof | neu.clownfisch.eu
„Eugen Onegin“ | 3., 5., 17., 19.2. je 19.30 Uhr, 7. u. 21.2. je 16 Uhr | Opernhaus | 0202 563 76 66
„Lulu“ | Sa 14.5.(P) | Opernhaus | 0202 563 76 66
„Ich selfie mich selbst“ | Di 8.3.(P), Mi 9.3. 19.30 Uhr | Theater im Engelsgarten | 0202 563 76 66
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